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Archiv-Artikel

DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (3) Haarige Verheerungen

VORSCHAU Endlich wieder mit Ehenfreund Loddarmadäus, dem Olympia-Entscheid, Jogis neuem Welthöggschddeutsch und nachtkalten WM-Wüstennews

Ljubljana, 5. März: Tina Maze, slowenische Dauerfastallesgewinnerin im Alpinski, sucht „letzte neue Herausforderungen“ und will im Herbst ihrer großen Karriere an den Herrenwettbewerben teilnehmen. Auch die US-Heroine Lindsey Vonn-Hollywood, die bei ihrem WM-Desaster in Vail „viele ehrliche Krokodilstränen vergossen“ hat, plant einen Umstieg. Sie will den Platz ihres rückenmaladen Freundes Tiger Woods im Golfzirkus einnehmen. „Prickelnde Entwicklungen im Weltsport“ sagen Bewegungsgenderologen.

Madrid, 10. März: Tohuwabohu kurz vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League Real – Schalke: Noch in der Kabine wird Madrids Teamfrisör gefeuert, weil er Cristiano Ronaldos Haarwachsset, Schmusefön und Peelingausrüstung vergessen hat. Ronaldo erleidet „seelische Verheerungen“ und weigert sich, mit unfrisiertem Flatterschopf zu spielen. Das Match endet mit einem müden 0:0 – das Schalke „als gefühlten Triumph“ feiert.

Wolken, 16. März: Fünf Tage vor der Mitgliederversammlung des Olympischen Sportbundes haben die Verbandsfürsten „erfahrene Mitglieder der Sportfamilie“ zum Entscheidungstreffen geladen. Wer wird Olympiakandidat 2024, Berlin oder Hamburg? Mittlerweile sind die großen NOlympics-Initiativen beider Städte vereint, „um die IOC-Machtübernahme 2024 in unseren Heimaten zu verhindern“. Das DOSB-Gremium geht am Morgen ergebnislos auseinander. „Wir können uns für keinen nicht entscheiden müssen wollen“, formuliert der übernächtigte DOSB-Chef Michael Vesper.

Herzogenaurach, 21. März: Der Frühling weht mit Macht ins Land und Lothar Matthäus hat rituell Geburtstag (54). Er beklagt sich bei der taz: „Ich als Loddarmadäus komme bei Ihnen gar nicht mehr vor“, schimpft der große Loddarmadäus, „in der Monatsrubrik hatte der vielfache Diddldräger Loddarmadäus immer die Relevanz, die einem Loddarmadäus zusteht.“ Die taz erwägt Besserung.

Frankfurt, 22. März: Um Mitternacht verstreicht die Olympiabewerbungsfrist. Angeblich waren das Faxgerät kaputt und die Website gehackt worden. Der Chaos Computer Club leugnet champagnerselig jede Täterschaft.

Herzogenaurach, 24. März: Einen Tag nach der Scheidung von seiner fünften Frau Matthäus, einer Anastasia oder Anatevka, heiratet der fünfmalige WM-Teilnehmer Lothar Lover erneut. Diesmal sich selbst. Es sei ihm „verdammt ernst“, gesteht der ewige Nichtbundesligadrainer, „aber ich bin halt so verliebt. Ohne mich kann ich nicht mehr leben.“

K’lautern, 25. März: Nach dem mühsamen 3:2 im Testspiel gegen Asien-Cup-Sieger Australien freut sich Trainer Jogi „Joachim“ Löw: „Insgesamt muss ich sagen, ich bin höchst zufrieden.“ Die Fußballszene ist irritiert durch den „höggschd“-Verzicht und deutet die Verhochdeutschung als Ausdruck von Löws wachsender Weltmannhaftigkeit als Welttrainer des Jahres. „Wahrscheinlich ist er gar nicht höchst zufrieden, wollte aber das Wort mal versuchen auszusprechen“, spekuliert das FAZ-Feuilleton. Uneins sind Analysten über diese Vogts-hafte Analyse: „Gegen Asiaten tun wir uns immer schwer.“

Ramallah, 26. März: Der palästinensische Fußballverband zeigt sich politisch polyglott. „Wenn Ozeanier wie Australien Asien-Meister werden können, dann will Palästina jetzt statt in Asien in der lukrativen europäischen Uefa Fußball spielen, genau wie das verbrecherische Besatzerland Israel.“ Es sei „grotesk, dass Menschen aus den gleichen Städten als Fußballer auf verschiedene Kontinente aufgeteilt werden“. Die Logik wirkt bestechend. Also ist die Fifa zuständig. Die setzt Krisensitzungen an.

Doha, 29. März: Endlich wieder ein Sportevent in Katar: Der Motorrad-Grandprix macht Station im Wüstenstaat. Das Rennen findet hitzehalber nachts statt: „Sengende Sonne ist feinfühligen Maschinen nicht zumutbar“, so die Veranstalter. Zeitgleich lässt Fifa-Chef Sepp Blatter seinen Königsplan für die Fußball-WM 2022 durchsickern: Gespielt werde „selbstverständlich wie gehabt im Sommer entgegen allen Nebelkerzen der vergangenen Woche, die den November im Fokus hatten“. Anstoßzeit morgens um 3 und 5 Uhr. „Da ist es kühl genug. Spieler und Zuschauer werden mehrheitlich überleben. Und der Rahmenterminplan der weltweiten Fußballfamilie kann bleiben.“ Zudem, so Blatter, dürfen sich die asiatischen und amerikanischen Boommärkte über günstige TV-Zeiten freuen, nur die Fans in Europa müssten „halt ihren Schlafrhythmus anpassen“.

BERND MÜLLENDER