DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (2) : Hauptsache, Hauptstadt
VORSCHAU Heute mit olympischem Feuer in Berlin für Hamburg, einer Siegesserie des BVB und Cricket-Marathons
Doha, 2. Februar: Das traditionsreiche Handballemirat Katar holt durch ein 25:23 gegen Spanien den WM-Titel und wird wegen seiner Spielerzukäufe aus anderen Ländern als „Scheckbuch-Weltmeister“ verhöhnt. Der katarische Verband reagiert empört: „Wir zahlen immer bar.“ Der Weltverband will den Titel künftig verlosen: „Das erscheint uns sportlich gerechter.“
Bata, 8. Februar: Auch beim Afrika-Cup der Fußballer siegt der Gastgeber. Ebolarialguinea holt überraschend den Titel. Teodoro „Volkspapa“ Obiang, angeblich der „freundlichste Diktator seit Abschaffung der Sklaverei“, verspricht seinen Untertanen begeistert, „für die nächsten 30 Jahre keinen anderen Despoten an die Macht zu lassen. Die Menschen brauchen Planungssicherheit.“
Berlin/Hamburg, 10. Februar: Die deutsche Olympia-Bewerbung 2024 nimmt Fahrt auf. In Berlin skandieren Hunderttausende für Hamburg: „Alle für dasselbe: Ringe an die Elbe …“ Die Hauptstadt, sagt ein Sprecher des Berliner Pro-Hamburg-Komitees, scheide schon aus fluglogistischen Gründen aus: „Für BER ist 2024 ja schon vorgestern.“ Hamburger Masseninitiativen kontern derweil: „Berlin, Berlin, fahrt alle nach Berlin …“, und bieten einen unentgeltlichen privaten Shuttleservice in die Hauptstadt – „Hauptsache, kein Schiet-Olympia bei uns.“ Die Funktionäre sind ratlos.
Wiesbaden, 13. Februar: Der Deutsche Golfverband versucht im Olympia-Verzichtsstreit zu vermitteln. Auch um den Ryder Cup 2022 sind zwei Golfanlagen in Hamburg und Berlin die letzten beiden Kandidaten. Da allerdings „dominiert bei der Bevölkerung zumindest Gleichgültigkeit“. Auch ein Fußball-Junktim scheint chancenlos: „Halbfinals und Finale der EM 2024 bekommt nur, wer vorher Olympia nimmt.“
Christchurch, 14. Februar: Mit dem Match gegen Sri Lanka eröffnet Kogastgeber Neuseeland den Cricket World Cup. 10 der 14 Teams sind durch Verbandsmitgliedschaft teilnahmeberechtigt („Method of Qualification: Membership“). Als Neuling ist Afghanistan dabei. Das wirft viele Fragen auf. Bis 29. März soll das Turnier dauern. Allerdings ist nicht erläutert, in welchem Jahr. Cricket-Matches dauern bisweilen fünf Tage. Der Deutsche Masochisten-Verband empfiehlt die nächtelangen Liveübertragungen auf Eurosport 2.
Passau, 17. Februar: Neidisch und fasziniert blickt der Deutsche Cricket-Bund (gibt es wirklich) nach Down Under. Dass man nicht dabei ist („Method of Disqualification: No Team“), soll dringend geändert werden. „Weil eine Aufnahme Deutschlands in den Commonwealth politisch derzeit unwahrscheinlich ist“ (Verbandseinschätzung), will man „sportlich reüssieren“ und startet eine Imagekampagne mit dem Slogan „Cricket – wo Schläger Gentlemen sind!“ Zudem will man dafür sorgen, dass die deutsche Offizialschreibweise Kricket verboten wird.
Lausanne/Berlin, 24. Februar: Seit der Agenda 2020, nach der das IOC bei Olympia auch Randsportarten lokal zulassen will, sprudeln die Bewerbungen: Amsterdam will Olympiastadt werden mit Polsstokspringen; erste Grachtenparcours seien schon abgesteckt. Frankreich bietet Pétanque und Boule in allen Darreichungsformen, Kopenhagen plant olympisches Schach. Das IOC verspricht Deutschland Wettbewerbe im Skat, Kegeln, Rhönradrollen und Völkerball, wenn nur der Streit zwischen Berlin und Hamburg beendet wird.
Doha, 27. Februar: Erwartungsgemäß will auch Katar olympisch mitmischen: Geplant sind Kamelrennen inklusive Hindernisläufe durch Nadelöhre. Tierschutzverbände kündigen postwendend Befreiungsaktionen an. Der Commonwealth ruft Cricket auf (spontan unterstützt vom rührigen Deutschen Cricket-Bund), Peru will Indiaca-Wettkämpfe, Kanada Holzfällen und Belgien einen Fritteusen-Zehnkampf. „Am Ende macht jeder seine Bezirksveranstaltung“, stöhnt IOC-Chef Bach, „das haben wir so nicht gewollt.“
Dortmund, 28. Februar: Nach dem 0:3 beim Rückrundenstart in Leverkusen und dem Sturz auf Platz 18 startet die Borussia eine Aufholjagd. Das gefeierte 5:2 gegen Schalke ist der fünfte Sieg im Februar in Folge. Beobachter sehen die ehrenamtliche „Große Dortmunder Nothilfekoalition“ (siehe taz von morgen) als Auslöser. „Aber ein bisschen pöhlen können wir schon auch noch“, versucht Jürgen Klopp seinen schwindenden Einfluss aufzuwerten. Den Antrag des BVB auf außerordentliche Verlängerung des Monats Februar („westfälisches Dauerschaltjahr“) lehnt die Fifa ab. BERND MÜLLENDER