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Archiv-Artikel

DAS COMEBACK DER ROLA EL-HALABI Vier Patronen und ein Halleluja

Als sie noch im Rollstuhl saß, ließ sich Rola El-Halabi tätowieren. „Molon labe“, altgriechisch für „Stell dich dem Kampf“, steht seitdem auf ihrer rechten Seite, als Bekenntnis, sich ihre Karriere nicht zerstören zu lassen, dazu vier Patronen. Vier Patronen, die sie für immer an den 1. April 2011 erinnern werden. Ihr Vater schoss ihr damals, unmittelbar vor ihrer WM-Titelverteidigung gegen die Bosnierin Irma Adler in Berlin, in Hand, Knie und Füße. Es war der Versuch, Kontrolle über seine Tochter zurückzuerlangen, die er im Alter von acht Jahren erstmals mit zum Boxtraining in einem Ulmer Gym nahm und die als erwachsene Frau selbst entscheiden wollte, mit wem sie zusammenlebt. Der Streit über ihren Freund führte erst dazu, dass sie sich von ihm als Manager trennte und endete schließlich in dem Drama, für das der Schütze zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Für El-Halabi, in elf Profikämpfen ungeschlagen und seit 2009 Titelträgerin im Leichtgewicht der Verbände WIBF und Wiba, folgten anderthalb Jahre Pause. Doch seit vergangenem Sommer arbeitete die in Beirut geborene Boxerin an ihrem Comeback in den Ring und in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Fünfeinhalb Monate bereitete sie sich vor auf ihren Kampf gegen die Italienerin Lucia Morelli an diesem Samstag in Neu-Ulm. Und nebenbei arbeitete sie an einem Buch, das eine Woche darauf unter dem Titel „Stehaufmädchen“ erscheinen wird. Sie schreibt: „Es geht mir gut. Es macht mich nicht mehr kaputt, wenn ich davon erzähle.“ Also tut sie es, ohne Rücksicht auf Verluste, wie in Kapitel eins („Sterben“): „Ich bin Rola, die stirbt. In meinem eigenen Blut sitze ich auf dem Boden. Vier Löcher sind in meinem Körper. Die brennen.“ Die Geschichte zieht: 4.500 Karten sind verkauft für den Kampfabend, der unter dem pathetischen Titel „Das Comeback ihres Lebens“ steht. Foto: imago