Cristian Zaccardo, Weltmeister : Was kleines blaues aus Palermo
Eigentlich hat Felix Magath in Wolfsburg ein Team aufgebaut, das exakt nach seinen Vorstellungen funktioniert. Seit dem 4 : 0 über den entthronten Meister aus Stuttgart kann er sich mit seinem wohl persönlichsten Kader sogar in seiner ersten Saison für den UEFA-Cup qualifizieren.
Doch Magath ist niemand, der einer Überdosis Zufriedenheit erliegen würde. Drei Schwachstellen hat er ausgemacht: Publikumszuwendung, Image und das gestutzte Flügelspiel seiner Mannschaft. Mit Cristian Zaccardo hat er gleich die große, die allumfassende Lösung all seiner Probleme eingekauft. Der offensivstarke Außenverteidiger kommt als amtierender Weltmeister, ihn umgibt dieser azurfarbene Feenstaub des größtmöglichen Erfolgs, der die Italiener so interessant macht.
Magath hat früh erkannt, dass er zwingend etwas azurblau auf sein noch immer fleischfarbenes Wolfsrudel auftragen muss. Durch die Verpflichtung des Italieners erhoffen sie sich beim VfL auch eine südländische Belebung des Dauerkartenverkaufs.
In Wolfsburg, der heimlichen italienischen Enklave auf niedersächsischem Boden, haben schließlich 5.000 Italiener Jahre darauf gewartet, dass ein Landsmann das grüne Trikot überstreift. Acht Millionen lassen sich die Wolfsburger diese neue Fangemeinde kosten. Doch Zaccardo ist keinesfalls nur ein teurer Image-Gag – er ist einer der starken Unbekannten, mit denen die Squadra Azzura in diesem Sommer die EM gewinnen will.
Das größte Gütesiegel für Zaccardo ist ohnehin sein bisheriger Verein: Der US Palermo hat sich im Schatten der großen Klubs aus Mailand, Rom und Turin zu einem stetigen Lieferanten italienischer Nationalspieler entwickelt. Wie Luca Toni, Fabio Grosso oder eben Zaccardo. Magaths fehlendes italienisches Steinchen für sein großes europäisches Mosaik. LUCAS VOGELSANG
Fotohinweis:CHRISTIAN ZACCARDO, 26, spielte 17 Mal für die italienische Nationalelf, mit der er 2006 Weltmeister wurde. FOTO: DPA