Comedyserie im Internet: „Schlampe auf Rädern“
Die querschnittsgelähmte Teal Sherer verarbeitet in „My Gimpy Life" ihr Leben als Schauspielerin: selbstironisch, lustig, aber nicht ohne Auftrag.
![](https://taz.de/picture/190886/14/gimpy.jpg)
Diese Serie hätte richtig danebengehen können. Schauspielerin im Rollstuhl will es in Hollywood schaffen. Bei so einer Vorgabe ersetzt das Anliegen schnell die Handlung, und das Ergebnis ist nicht gut, sondern bloß gut gemeint. Doch die gerade veröffentlichte erste Staffel der US-Webserie „My Gimpy Life“ (Mein verkrüppeltes Leben) ist wirklich gut.
Das liegt zum einen daran, dass es eine Comedyserie ist und Humor vieles verträglicher macht. Zum anderen daran, dass die Erfinderin und Hauptdarstellerin Teal Sherer auch im echten Leben im Rollstuhl sitzt und deshalb mit Drehbuchschreiber Gabe Uhr nicht nur eine Serie über eine Behinderte, sondern auch aus der Sicht einer Behinderten geschaffen hat. Sherer, 31, ist, seit sie mit 14 einen Autounfall hatte, querschnittsgelähmt.
In der dritten von fünf Folgen, keine länger als neun Minuten, wendet sie sich explizit gegen falsches Pathos im Umgang mit Behinderten. Die Regisseurin einer Theatergruppe ist so begeistert von Teals gar nicht so tollem Vorsprechen, dass sie die Hand auf ihren Kopf legt und sagt, wie inspirierend sie sei. Das finden auch die anderen Theaterleute. Teal hört sich das so lange an, bis sie wutentbrannt entgegnet, dass sie eine Schauspielerin sei und kein Maskottchen. Die Stimmung schlägt um, die Regisseurin nennt sie eine „Schlampe auf Rädern“. Das gefällt Teal viel besser als die Komplimente.
Weil die Serie nicht im Fernsehen läuft, sondern kostenlos auf YouTube, dürfen die Darsteller kräftig fluchen. Das fällt zum Beispiel auf, wenn Teal mal wieder gefragt wird, ob bei ihr untenrum noch alles funktioniere. Immer wieder wird ihre naive Entschlossenheit so auf die Probe gestellt. Ob sie ihre selbstironische Rolle in weiteren Staffeln spielen darf, hängt von der Finanzierung ab.
„My Gimpy Life“ ist aber nicht ohne Auftrag: Die Serie will zeigen, welche Probleme Behinderte und besonders behinderte Schauspieler im Alltag haben. Sherer sagt: „Schauspieler haben es schon schwer genug, behinderte Schauspieler haben es noch hundertmal schwerer.“
Die erste Staffel ist auf zu sehen
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