China-betr.: taz-Berichterstattung zu den Ereignissen in China

Betr: taz-Berichterstattung zu den Ereignissen in China

(...)Am 4. und Juni geschah, was niemand voraussehen konnte: Ein unbeschreibliches Massaker der einstmals gefeierten Volksbefreiungsarmeen an den Demonstranten, die es auf dem Platz des Himmlischen Friedens ausharrten. Dieses Vorgehen verurteilen wir aufs Schärfste. Mit staatsterroristischen Methoden versucht eine vom Volk vollkommen losgelöste Machtclique, die berechtigten Forderungen der Bevölkerung nach Freiraum für politische Entscheidungen und Beseitigung von Korruption und Vetternwirtschaft, sowie Ausgleich für die sozialen Folgekosten der Wirtschaftspolitik seit 1978, zum Verstummen zu bringen. Damit hat die Gruppe um Deng Xiaoping und Li Peng jegliche Legitimation als Regierung des chinesischen Volkes verloren. Wir solidarisieren uns mit allen Chinesen im In- und Ausland, die gegen die gegenwärtige Politik der chinesischen Regierung kämpfen. Wir fordern die bundesdeutsche Öffentlichkeit auf, diesen Kampf der Chinesen sowohl materiell als auch durch Protestkundgebungen, Demonstrationen, Boykott, zu unterstützen, umd Druck auf die chinesische Regierung auszuüben.

Es stellt sich die Frage, ob es der Bundesregierung zusteht, die Pekinger Geschehnisse zu verurteilen, und sich dabei in der Sicherheit des Unbeteiligten zu wiegen. Sie hat in beträchtlichem Maße die sozialen Ursachen dieser Bewegung mit herbeigeführt; z.B. durch Förderung von Joint Ventures und damit verbundener erstmaliger Aufhebung des Kündigungsschutzes in China, aber auch durch Ausbildung von chinesischen Fachkräften in der BRD oder Managementtraining durch deutsche Experten in Shanghai (Hanns-Seidel-Stiftung). Die marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftspolitik der VR China seit 1978 mit der Folge einer Verelendung weiter Bevölkerungsschichten wurde dadurch gestärkt.

(...)Des weiteren ist die Gleichsetzung der augenblicklichen Politik in der VR China mit Sozialismus (Kommunismus), wie dies vor allem in den Medien aber auch durch Politiker (Geißler) geschieht, eine reine Propagandalüge. Spätestens 1978 wurde klar, daß China kein sozialistisches Land mehr ist. Das deutlichste Indiz dafür war die oben erwähnte Einführung einer marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftspolitik. Es ist falsch, das Massaker auf ein nicht mehr existierendes sozialistisches System zurückzuführen. Was dort passiert, ist der krampfhafte Versuch greiser Kader, sich an der Macht zu halten.

Zweck der Gleichsetzung Sozialismus - unmenschliches System ist es, mit Hinweis auf reale Mißstände in einem anderen Land, das eigene kapitalistische System zu glorifizieren. Im Gegensatz dazu fordern wir eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Erfolgen und Fehlern der VR China.

Einige StudentInnen des Ostasiatischen Instituts der FU Berli

Trotz zum Teil sehr guten Berichterstattungen über die Ereignisse der letzten Wochen in China, ist es immer wieder erstaunlich wie die taz daneben greift und mit an Geschmacklosigkeit nicht zu überbietende aufreißerische Überschriften Stimmung macht. Gegen wen / was eigentlich? Die BZ macht es nicht besser!

Ein Zitat Maos - der 1938 zum bewaffneten widerstand gegen die japanischen Besatzer aufrief - nun in den Mund massakrierender Gewaltmonopolisten in Peking zu schieben kann nur als Ausdruck zynischer Ignoranz diesem Widerstand gegenüber verstanden werden.

Der jetzigen Bewegung für Demokratie in China bleibt vielleicht kein anderer Weg als an diese Tradition des Widerstandes anzuknüpfen. Verzichten kann man außerdem noch auf solche Kolportagen a la J. Kremb, der mit seiner antikommunistischen Hetzereien und dümmlichen Weissagungen („In Peking ist die Ruhe wieder hergestellt ...“) kotzübel auffällt und sich damit eher der Propaganda-Abteilung des Regimes in Taipei empfiehlt als eines linken Journalisten!

Siang Be

Soweit man in der jüngeren Weltgeschichte zurückblickt: Das äußerst brutale Massaker der chinesischen Deng/Li Peng -Clique ist ohne Beispiel. Nicht einmal faschistische Diktaturen vom Schlage Hitlers oder Pinochets wagten ein derart offen terroristisches Vorgehen gegen die breiten Volksmassen.

Wenn nun der taz-Kommentator J. Kremb meint, dies „reiht sich ein in eine Serie gewaltsamer Maßnahmen, mit der sich die KPCh in den vergangenen 40 Jahren mehr schlecht als recht an der Macht hielt...“ so muß der dafür wohl das konkrete Beispiel schuldig bleiben. Das ist sein Bier. Eine unglaubliche Arroganz aber ist es, wenn er gleichzeitig jeden als „von Blindheit geschlagen“ beschimpft, der diesen Standpunkt nicht teilt.

Man muß nicht „sinophil, Sinologe oder Chinaanbeter“ sein, um zu erkennen: Es kann nicht in einer Reihe stehen, wenn derselbe Deng, der heute ein Blutbad anrichten läßt, 1974 als „Machthaber auf dem kapitalistischen Weg“ aller seiner Ämter enthoben wurde.

Es kann nicht in einer Reihe stehen, wenn die umfassenden demokratischen Errungenschaften, über die zahlreiche unvoreingenommene Augenzeugen aus dem China unter Maos Führung berichteten, nach der Machtergreifung Dengs nach und nach abgeschafft wurden.

Die stetige Vorwärtsentwicklung der chinesischen Wirtschaft bis 1976 kann nicht in einer Reihe stehen mit dem Einzug von Arbeitslosigkeit, Hunger und Elend mit den im Westen hochgelobten kapitalistischen Reformen Dengs.

Wer die Gewaltanwendung der Kulturrevolution, die sich hauptsächlich gegen solche Verbrecher wie Deng richtete und trotz vorgekommener Fehler die Macht des chinesischen Volkes erweiterte, mit dem jetzigen Terror wie Kremb gleichsetzt, der muß selbst mit geschichtlicher Blindheit geschlagen sein.

Und mit anitkommunistischer Blindheit dazu. Denn der macht zwischen Kapitalismus und Sozialismus keinen Unterschied. Und man muß kein Redakteur sein, um diesen Unterschied zwischen dem China heute und dem damaligen zu erkennen. Auch unter dem chinesischen Volk macht sich diese Erkenntnis breit, trotz und wegen des blutigen Terrors. Die ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß über China eines Tages wieder der „Rote Stern“ leuchtet, über den sich der taz -Kommentator so lustig macht.

Werner Engelhardt, Bergkamen

An die Botschaft der VR China:

Mit Bestürzung nehmen wir zur Kenntnis, daß die Partei- und Staatsleitung Ihrer Republik keine andere Lösung des Konfliktes mit friedlich demonstrierenden StudentInnen fand, als die Volksbefreiungsarmee gegen diese einzusetzen und damit ein Massaker zu initiieren. Wir protestieren entschieden gegen dieses Verbrechen.

Als mit der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins freundschaftlich verbundener marxistisch orientierter StudentInnenverband sind wir uns darüber bewußt, daß die Kritik an der Politik der KP Chinas innerhalb unseres politischen Spektrums in einer unrühmlichen Tradition steht. Ohne den Anspruch, die offensichtlich komplizierte gesellschaftliche Situation Chinas adäquat beurteilen zu können, halten wir es dennoch für unsere solidarische Pflicht, in aller Schärfe zu betonen, daß wir derartige Methoden mit dem humanistischen Ideal der sozialistischen Bewegung für unvereinbar halten.

In jeder Gesellschaftsordnung signalisieren studentische Protest gesellschaftliche Defizite und Überkommenheiten, die es gerade in der Gesellschaftsordnung mit sozialistischem Anspruch im gemeinsamen Interesse und gemeinsam mit allen Betroffenen zu lösen gilt. Die Forderungen und das Engagement der StudentInnen wären als Innovationspotential gesellschaftlich produktiv zu machen - anstatt dieses gewaltsam niederzuschlagen.

Wir maßen uns nicht an, die gesellschaftliche Sprengkraft des studentischen Protestes als „ungefährlich“ oder „risikofrei“ zu beurteilen. Bei aller Unsicherheit scheint uns jedoch klar, daß der Kern des von unseren KomilitonInnen verfolgten Anliegens fortschrittlich ist, indem sich der Aufstand gegen patriarchalische Herrschaftsstrukturen richtet und auf eine Demokratisierung hinzielt. Der jetzt beschrittene Weg gewaltsamer Konfrontation wird China in eine politische und ökonomische Sackgasse führen und dazu beitragen, daß die jetzt schon unterstellte „antisozialistische Stoßrichtung“ der Proteste zur Realität wird. Wir trauern um die Toten. Kehren Sie um, solange noch Zeit ist.

Tobias Oswald, ADS Westberlin

Seit Tagen beginnen in der taz Artikel über die Lage in der VR China mit dem ewiggleichen Zitat Maos: „die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen“ (...9

Mao Zedong schrieb auch: „Jeder Kommunist muß diese Wahrheit begreifen: 'Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen‘ ... Die Arbeiterklasse und die übrigen werktätigen Massen können nur mit der Macht der Gewehre die bewaffneten Bourgeois und Grundherren besiegen; in diesem Sinne können wir sagen, daß die ganze Welt nur mit Hilfe der Gewehre umgestaltet werden kann.“ (Probleme des Krieges und der Strategie, 6.11.1938, Ausgewählte Werke Mao Zedongs, Bd.II)

„Es ist unsere Pflicht, dem Volk gegenüber verantwortlich zu sein. Jedes Wort, jede Handlung, jede politische Richtlinie muß den Interessen des Volkes entsprechen; wenn Fehler auftreten, müssen sie korrigiert werden - das eben heißt dem Volk verantwortlich sein.“ (Die Lage nach dem Sieg im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression und unser Kurs, 13.8.1945, Ausgewählte Werke, Bd.IV)

„Probleme ideologischen Charakters oder Streitfragen, die im Volk entstehen, können nur mit der Methode der Demokratie, mit der Methode der Diskussion, Kritik, Überzeugung und Erziehung, nicht aber durch Zwangs- und Unterdrückungsmaßnahmen gelöst werden ... Die Ideologie der Bourgeoisie und des Kleinbürgertums wird bestimmt zum Ausdruck kommen. Sie wird sich in politischen und ideologischen Fragen mit allen Mitteln hartnäckig kundtun. Es ist unmöglich zu verhindern, daß sie an die Oberfläche kommt, sich äußert. Wir sollen keine Druckmittel anwenden, damit sie nicht zum Vorschein komme, sondern sie an Tageslicht treten lassen; bei ihrem auftreten müssen wir uns zugleich mit ihr auseinandersetzen und sie entsprechend kritisieren. Es kann nicht den geringsten Zweifel geben, daß wir falsche Ideen aller Art kritisieren müssen ... Aber eine solche Kritik soll nicht dogmatisch sein. Man darf sich dabei nicht einer metaphysischen Methode bedienen, sondern muß sich bemühen die dialektische Methode anzuwenden. Was wir brauchen, ist eine wissenschaftliche Analyse, sind restlos überzeugende Argumente.“ (Über den Widerspruch, August 1937, Ausgewählte Werke, Bd.I)

Der Beispiele ließen sich noch viele anführen. Empfohlen seien die Schriften „Über die Koalitionsregierung (24.4.1945)“ und „Über den langwierigen Krieg (Mai 1938)“. Statt im Trüben kleinbürgerlicher Geisteswelt zu fischen, sollte die taz die kommenden Artikel mit folgendem Zitat beginnen: „Die wahren Helden sind die Massen, wir selbst aber sind oft naiv bis zur Lächerlichkeit, wer das nicht begriffen hat, wird nicht einmal die minimalen Kenntnisse erwerben können.“

Georg Linke, Berlin

Auf den Titelseiten über den Wahnsinn der Macht in China, dahinter (fast) im Verborgenen „aufsteigen“ mit einem „original China-Rad“, gewonnen durch die Anwerbung eines taz -Abos. Ich glaube, ich spinne! Herzlichen Glückwunsch, Pressefrechheit!

Britta Stüwe, Heidelberg

Die Karrikatur von Wössner in der taz vom 5.6. kann ich angesichts dessen, was tatsächlich in China vor sich geht, nur als daneben bezeichnen. Witze machen, wo man eigentlich empfinden könnte.

Michael Wolff, Berlin

Das erste Mal in der mehrwöchigen China-Berichterstattung, daß in einem Artikel StudentInnen und BewohnerInnen zu lesen ist. Na endlich dachte ich. Im nächsten Satz, Absatz, in den folgenden Artikeln, wieder die Studenten, Demonstraten. Das erstere anscheinend ein Versehen. Die Bewegung in Peking wird dann wieder ausschließlich von Männern getragen?

Es nervt so unendlich, Artikel mit ausschließlich männlicher Bezeichnung zu lesen (... und im weiteren immer wieder auf Selbstverständlichkeiten hinweisen zu müssen). Mann, so schwer wird's doch nicht sein. Zumindest nicht diese „kleine“ sprachliche Änderung.

K. Abend, Hamburg

„Wer eine Sache nicht studiert, hat kein Recht mitzureden.“

„Das Bedürfnis, nach dem Essen zu scheißen, bedeutet nicht, daß Essen Zeitverschwendung ist.“ (Mao Tse-tung)

Das sind die passenden Zitate zu der China-Berichterstattung der taz. Wenn ihr schon eure Artikel mit Mao-Zitaten, in einer dem Zynismus der Deng-Clique schon verdächtig nahe kommenden Art und Weise schmückt, dann wäre es doch wohl angebracht, ein bißchen die Geschichte der VR China zur Kenntnis zu nehmen.

Deng Xiaoping ist schlicht der Anti-Mao, wie es der 'Spiegel‘ auf den Punkt gebracht hat. Der Schlächter von Peking verkörpert, wie kein anderer, die Niederlage einer weltweit stattgefundenen revolutionären Offensive und die kapitalistische Restauration in den Köpfen der 68er ebenfalls weltweit.

Für diese Verdienste ist er dreizehn Jahre lang, vor allem von den gewerblichen China-„Spezialisten“, mit Lob überschüttet worden. Anstatt daß die jetzt endlich mal das Maul halten, versuchen sie jetzt aus Deng einen Maoisten zu machen. Man muß die Tatsachen kennen, um sie zu verdrehen. Sollte eine Abrechnung mit der Deng-Clique durch die Volksmassen erfolgen, dürfte die durchaus an die maoistische Tradition der KPCh anknüpfen.

Der größte Fehler der Kulturrevolution war, daß die Deng -Clique sie überlebt hat.

Gordon, Berlin

An den Botschafter der VR China: Ich gehe davon aus, daß Sie nicht nur Ihr Land vertreten, sondern auch die Ideologie Ihrer Regierung. Das, was in den letzten Tagen auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking geschehen ist, ist Mord!!!

Bewaffnete Uniformträger gegen Menschen einzusetzen ist nicht geeignet, die Ruhe unter der demonstrierenden Bevölkerung herzustellen. Waffen gegen Menschen einzusetzen, hat immer nur ein Ziel zur Folge: Das planmäßige Töten!

Sie, Herr Botschafter, genießen nicht mein Vertrauen und nicht meine Sympathie. Als Bürger dieser Stadt und dieses Landes lege ich Ihnen nahe, die Bundesrepublik Deutschland zu verlassen!

Georg Pakosch, Bonn

Als die Führungskader der DDR 1953 den Aufstand als konterrevolutionär niederschlug, empfahl B. Brecht, die Führung möge sich ein anderes Volk wählen. Die Führungskader in Peking scheinen auf dem Misthaufen der Geschichte in Berlin, Budapest und Prag gelernt zu haben. Nur haben sie nichts verstanden; ein Volk läßt sich auf Dauer nicht die Freiheit nehmen. Wir müssen dafür sorgen, daß das chinesische Volk gehört wird und Verfolgte Asyl finden.

Rolf Sintram, Hamburg

Mit Abscheu und Empörung haben wir das gewalttätige Vorgehen der chinesischen Führung gegen die für Freiheit und Demokratie demonstrierenden StudentInnen zur Kenntnis genommen. Diese brutale Zurschaustellung staatlicher Gewalt wollen und können wir nicht durch Devisenzahlungen an das staatliche chinesische Reisebüro unterstützen und stornieren daher unsere für September/Oktober gebuchte Reise nach Peking.

Gleichzeitig fordern wir alle Reiseveranstalter und Reisenden auf, auf Reisen in die VR China zu verzichten, bis sich die dortigen menschenunwürdigen Verhältnisse grundlegend geändert haben. Thomas und Kari

Bassler, Tübinge

Nach den politischen Morden auf dem „Platz des teuflischen Terrors“ empört sich die Welt, möglicherweise werden Protestnoten ausgehändigt in denen das Vorgehen der „Volksbefreiungsarmee“ gegen das Volk „strengstens verurteilt“ wird, eine UN-Resolution scheitert am Veto der „VR“ China.

In der Partnerstadt Pekings, in Köln, rührt sich nichts, da die Städtepartnerschaft größtenteils aus Kunstausstellungen und Besuchen von Politikern und Wirtschaftsbossen besteht, die sich selbstverständlich nicht engagieren, da die nächste „enorm wichtige Dienstreise“ nach China nicht gefährdet werden darf. Eingentlich sollte es sich um eine Partnerschaft zwischen der Bevölkerung beider Städte handeln, den Passanten auf der Straße, der Verkäuferin in Köln und der Hausfrau in Peking. Jetzt wird sich zeigen, ob es eine wahre, lebendige Partnerschaft gibt, die nicht nur auf dem Papier existiert.

Bundesregierung, EG, USA und UdSSR haben selbstverständlich kein Interesse die chinesische Führung zu verärgern, sei es aus wirtschaftlichen Motiven oder um „Annäherungsprozesse nicht zu gefährdern“. Es wäre wünschenswert, wenn der seriöseste deutsche Politiker, der Bundespräsident, vor versammelter Weltpresse und herbeizitiertem diplomatischem Corps eine eindeutige Erklärung zugunsten der friedlichen Demonstraten abgäbe.

Aber wo bleiben hiesige Studentenproteste, insbesondere aus Köln und Bonn; lassen die deutschen Studenten ihre chinesischen Kommilitonen mit deren berechtigten Protesten allein? Wann beginnt ein einwöchiger Vorlesungsboykott um unsere Politiker zu effektivem Druck auf Peking zu veranlassen, wann findet ein Protestmarsch von Sympathisanten der chinesischen Bevölkerung zur Botschaft der „VR“ statt? Sind denn Ignoranz oder Desinteresse am Nächsten so groß? Engagieren sich Studenten und Arbeitnehmer nur, wenn Hörsäle überfüllt sind, bzw. neue Tarifabschlüsse anstehen? Ist das Engagement für Freiheit nur dann vorhanden, wenn auf der Avus eine Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt werden soll?

Worin liegt ein Handeln der Medien? Erscheinen über mehrere Tage ganzseitige Todesanzeigen für den „unbekannten Demonstranten“, bzw. breiter Trauerflor auf den Titelseiten aller Tageszeitungen? Gibt es einen Chinatag auf allen Fernsehkanälen gleichzeitig (18-24 Uhr), mit Podiumsdiskussionen, Reportagen, Auskünften von amnesty international u.dgl.m., aber keine Spielfilme und „heiles China“? Stornieren die Reiseveranstalter, mit Verweis auf ein Sicherheitsrisiko für ihre Kunden, alle mit der „VR“ China vereinbarten Reisetermine für 1989?

Die chinesische Bevölkerung muß sich zurecht von den Deutschen verlassen vorkommen, wenn Parteien, DGB, ASTA und Medien keine Aktionen organisieren. Eine konzertierte Aktion, eine Fußgänger- und Radlerdemo für das Volk der Radfahrer könnte den jetzt verfolgten Regimekritikern möglicherweise lebenswichtige Hilfe sein. In Trauer

Jens Schmidt