: China: Sturm in der Provinz nach der Ruhe in Peking
■ Rund 200.000 Menschen bei der Trauerfeier für den toten KP-Führer Hu Yaobang Verletzte bei Randale in den Provinzstädten / Studenten jetzt im Streik
Peking (ap/dpa/afp) - In Peking blieb es ruhig, in der Provinz kam es zum großen Knall. Wie erwartet wurden die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen ehemaligen chinesischen Parteichef Hu Yaobang zu einem vorläufigen Höhepunkt der Protestwelle unter Chinas Studenten. In der Hauptstadt kamen am Samstag rund 200.000 Menschen zusammen, um die Trauer für den populären KP-Führer mit der Forderung nach demokratischen Reformen zu verbinden. Zu Straßenschlachten und Verletzten kam es allerdings nicht bei diesem Massenaufzug, sondern nach Ende der Fernsehübertragung von der Trauerfeier in den Provinz -Hauptstädten Xian und Changsa.
In der zentralchinesischen Millionenstadt Xian wurden während der schweren Auseinandersetzungen rund 130 bewaffnete Polizisten verletzt. Die Zahl verletzter Demonstranten wurde nicht genannt. In Changsa in Südchina stürmten Demonstranten den Sitz der Provinzregierung, legten Brände und plünderten Läden. Seit dem Tod Hu Yaobangs am Samstag vor einer Woche verging kein Tag ohne Demonstrationen mit Forderungen nach mehr Freiheiten.
Die Studenten Pekings beschlossen gestern bei einer Versammlung in der Universität, nach der ruhig verlaufenen Trauerfeier am Samstag die Taktik zu ändern: Die Sitzstreiks und Aufmärsche soll nun bis zum 4.Mai einen Vorlesungsboykott ersetzen. Die Dozenten stehen angeblich hinter ihnen.
Delegationen der Universitäten in Schanghai, Nanking, Wuhan und Tianjin berieten zunächst noch, ob sie sich vom heutigen Montag an dem Generalstreik anschließen sollten. Tagesthema Seite 3
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