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Archiv-Artikel

CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI Außer Controller

Ein Controller liegt mit zerschmettertem Körper in der Lobby des Kölner „Abendblatt“-Verlags, Verdächtige gibt es so viele wie Beschäftigte. Die leitenden Angestellten waren von der angeheuerten Consultingfirma angehalten, schwarze Listen mit verzichtbaren Mitarbeitern zu erstellen; wer nicht mitmachte, landete selbst auf einer.

Ein System der Angst ist es also, mit dem Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) konfrontiert werden. Die beiden – das hätten wir nicht anders erwartet – kommentieren die Schieflage im besorgten sozialdemokratischen Tonfall, das passt schon. Und „Lindenstraße“-Regisseur Herwig Fischer führt für alle verständlich durch die Absurditäten des Mediengeschäfts, wo immer mehr Geld fürs Sparen ausgegeben wird.

So weit, so redlich. Richtig gut aber wird dieser Kölner „Tatort“ durch die Feinzeichnung der hochbezahlten Kostendrücker (Buch: Dagmar Gabler), die zwei der besten deutschen Fernsehdarsteller bis in jede Faser ihrer Körper ausfüllen: Claudia Michelsen spielt die Consulting-Teamleiterin mit einer feinnervigen Widersprüchlichkeit. Menschliche Niederlagen werden sehr wohl verbucht – und als Anlass genommen, umso konsequenter den menschlichen Faktor beim Controlling auszublenden. Und Johann von Bülow gibt den Heißsporn in der Verlagsleitung als über jede Schwäche erhabenen Manager. So einer ist stolz darauf, dass er sämtliche persönliche Bedürfnisse bei der angestrebten internationalen Vernetzung des Hauses in den Hintergrund stellt. Im Schlagabtausch mit dem alten Verlagschef droht der New-Media-Stratege jedoch seine gut trainierte Contenance zu verlieren.

Da bewiesen die Macher dieses im Januar 2010 gedrehten „Tatorts“ geradezu seherische Fähigkeiten: Dieser Generationenkonflikt erinnert frappierend an den des ganz realen Medienhauses M. DuMont Schauberg, der uns in den letzten Monaten so gut unterhalten hat.

■ Köln-„Tatort“: „Unter Druck“, So., 20.15 Uhr, ARD