CDU ohne Drogen : Die Blindheit der Ideologen
Es gibt kaum ein Thema, das die CDU so ideologisch angeht wie die Drogenpolitik. Wo sich etwa ihr Familienbild im Schleichtempo der gesellschaftlichen Realität annähert, herrscht beim Thema Sucht politischer Katholizismus. Drogenpolitik ist nur gut, wenn am Ende der suchtfreie Ex-Junkie steht, heißt die Prämisse. Oder, wie es Gesundheitsexperten der Union beim Thema Heroinabgabe formulieren: Der Staat dürfe nicht zum Dealer werden.
Kommentar von Marco Carini
In einen Staat, der an Tabak- und Branntweinsteuer kräftig verdient, verkommt diese reine Lehre ohnehin zur Heuchelei. Dass gerade die kontrollierte Heroinabgabe nachweislich dazu führt, viele Abhängige in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren und Abstinenz nicht selten am Ende dieses Wegs steht, wird verschwiegen. Wo Ideologie die Sicht verstellt, bleibt für notwendigen Pragmatismus kein Raum.
Wer wie die Hamburger CDU weiter über Sinn und Unsinn der Heroinfreigabe diskutieren will, soll das tun. Nur eine Voraussetzung muss klar sein: Der ideologisch aufgeladene Streit darf nicht auf dem Rücken Schwerstabhängiger ausgetragen werden. Die Drogenambulanzen müssen weitergeführt werden, bis der Zwist um die kontrollierte Heroinabgabe ausgetragen ist. Alles andere wäre ein mörderischer Fehler.