: Bundeswehr soll sich in Bosnien solidarisch zeigen
■ Rühe erwägt, deutsche Soldaten auch zum Schutz einer „Umgruppierung“ der UN-Soldaten bereitzustellen / Serben wollen verhandeln / Lord Owen tritt zurück
Bonn/London (AFP/dpa) – Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat die Bereitschaft angedeutet, die Bundeswehr auch zum Schutz einer Umgruppierung der UN-Truppen in Bosnien zur Verfügung zu stellen. Seiner Meinung nach müsse sich Deutschland solidarisch zeigen, wenn wichtige Verbündete wie Frankreich und Großbritannien versuchten, „durch neue Maßnahmen ein Verbleiben der Blauhelme in Bosnien zu ermöglichen“.
Bisher hat Deutschland der Nato fast 2.000 Soldaten zum Schutz eines möglichen Abzuges der UN-Soldaten aus Bosnien angeboten. Von einem Einsatz deutscher Soldaten bei einer Aktion zur Konzentration der UN-Truppen in sicheren Gebieten Bosniens war bislang nicht die Rede.
Rühe rechnet damit, daß Franzosen und Briten schon in Kürze um deutsche Unterstützung bei der Umgruppierung bitten werden. Die Bundeswehr wird sich nach den Worten Rühes aber nicht an einer Befreiung der von den Serben in Bosnien festgesetzten UN-Soldaten beteiligen.
Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Walter Kolbow, erklärte, er stehe „diesen Gedankengängen von vornherein nicht ablehnend gegenüber“. Die SPD verlange aber Aufklärung über die detaillierten Operationsplanungen. Die bosnischen Serben ließen gestern von ihrem „Informationsminister“ Miroslav Toholj in Pale erklären, zu sofortigen diplomatischen Verhandlungen über die festgesetzten Geiseln, sowie zu einem Treffen mit den Mitgliedern der Bosnien- Kontaktgruppe bereit zu sein. Unterdessen haben hohe Militärs aus mehreren Nato-Staaten an Bord des US-Landungsschiffes „Kearsage“ in der Adria das weitere Vorgehen im Bosnien-Krieg beraten.
Wie das Hauptquartier der Allianz in Neapel bestätigte, stand die Konferenz unter Leitung des Nato-Oberbefehlshabers für Südeuropa, US-Admiral Leighton Smith. Über die anderen Teilnehmer und den Inhalt des „Arbeitstreffens“ gab es aber keine Informationen.
Premierminister Major machte gestern vor dem britischen Unterhaus klar, daß seine Regierung nicht den Abzug der britischen UN-Truppen plane. Der britische Verteidigungsminister Malcolm Rifkind hatte zuvor erklärt, die britische Truppenverstärkung sei kein Alleingang. Er erwarte weitere Aktionen von den Partnern.
Frankreichs Premierminister Alain Juppé gab gestern in Paris den bevorstehenden Rücktritt des Co-Präsidenten der internationalen Jugoslawien-Konferenz, Lord Owen, bekannt. Owen will Ende Juni aufhören. Seite 8
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