: Bundesbank reißt auf Druck der USA Zinsruder herum
Berlin (taz) - Der Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank hat auf seiner gestrigen Sitzung den Lombardsatz um einen halben Prozentpunkt auf 4,5 Prozent gesenkt. Die Maßnahme ist vor dem Hintergrund des Druckes zu verstehen, den vor allem die USA auf Bundesregierung und Bundesbank ausübten. Bonn und Frankfurt werden zur Konjunkturankurbelung gedrängt, damit der Import aus den USA erhöht und letztlich die Stimmung an den Aktienbörsen wieder freundlicher wird. Lombard ist der Zinssatz, zu dem die Bundesbank gegen Hinterlegung von Wertpapieren Kredite an die Geschäftsbanken vergibt. Noch vor zwei Wochen war die Bundesbank entschlossen, bei der Ausgabe eigener Wertpapiere das Zinsniveau leicht anzuheben, um das übermäßige Geldmengenwachstum und die neuerliche Inflationsgefahr in den Griff zu bekommen. Wenn sie nun das Ruder dramatisch herumgerissen hat, so ist dies Zeichen allerhöchster Alarmstimmung in Frankfurt. Erste Bundesbankerpflicht in diesen schlimmen Börsenzeiten ist es offenbar, unter Mißachtung der Geldmenge, Aktiengeldanlagen wieder vergleichsweise attraktiv zu machen. Dazu wird mit Zinssenkungen beigetragen. Die zweite Bundesbankerpflicht, gegen den rapiden Dollarverfall vorzugehen, wird gleich mit eingelöst: Die Zinsdifferenz zu den USA erhöht sich, Dollaranlagen und somit der Dollar selbst werden wieder interessanter für Investoren. ulk
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