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Brigadegeneral Wolfgang Goehler, General der Nachschubtruppe

Nach meiner Auffassung sollte neben tiefer Trauer über die millionenfachen Opfer dieser „Wahnsinnszeit“, vor allem des jüdischen Volkes, wesentlicher Zweck solchen Gedenkens sein, immer neu und nachdrücklich zu mahnen, daß so etwas an keinem Platz der Welt je noch einmal passiert. Wichtig erscheint mir deshalb für die Auswahl eines solchen Tages ein sehr früher Termin – deutlich vor 1938 – als nämlich die Macht der Clique noch nicht ganz gefestigt war.

Der Termin sollte sicher ein markanter sein (im Sinne eines wichtigen bzw. folgenschweren Ereignisses), aber so früh im Zeitablauf dieser zwölf Jahre liegen, daß die Möglichkeit eines (breiten) öffentlichen Widerstandes noch gegeben war. Weil daran drei Dinge festgemacht werden können, die für die Zukunft als Lehre wichtig sind:

1. Es kommt darauf an, stets und voll wachsam zu sein, ob irgendwo und irgendwie die Freiheit und die Menschenrechte in Gefahr geraten.

2. Es ist im Zweifel rasch sowie aktiv und wirksam gegen solcherart gefährliche Tendenzen vorzugehen, weil sonst brutale Macht sich rasch verfestigt und Widerstand dann nicht mehr möglich ist.

3. Richtschnur für das eigene Handeln hierbei muß allein das eigene Wissen sein! Verantwortung „herauf“ zu delegieren, auch zu verdrängen, kann stets nur schlimme Folgen haben.

Zusätzlich, so meine ich, sollte der Gednektag nicht ein Tag sein, an dem zugleich anderer historischer Ereignisse gedacht wird; es besteht sonst die Gefahr, daß der Schwerpunkt verwässert wird.

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