: Brasilien: Inflationsrückgang löste schwere Rezession aus
Rio de Janeiro (dpa) - Das brasilianische Bruttozozialprodukt ist im ersten Halbjahr 1990 um 3,3 Prozent geschrumpft. Wie das statistische Bundesamt (IBGE) in Rio de Janeiro am Wochenende mitteilte, ist dies der schärfste Einbruch in Brasilien seit zwei Jahrzehnten. Die Rezession ist im wesentlichen Folge des seit März laufenden Programms der brasilianischen Regierung zur Stabilisierung der Inflation. Entsprechend nahm das Bruttosozialprodukt im zweiten Quartal 1990 sprungartig um 8,8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ab. Den schwersten Einbruch erlebte die Industrieproduktion.
Nach Anwendung des Anti-Inflationsprogramms fiel die Inflationsrate in Brasilien zunächst von 80 Prozent im Monat auf knapp acht Prozent (Mai), stieg dann aber wieder auf knapp 13 Prozent (Juli) an. Im August machte sich ein neuer Inflationsauftrieb bemerkbar, der die Preise allein in der zweiten Augustwoche um vier Prozent hochschnellen ließ. Brasiliens Zentralbank plant für September einen weiteren Entzug von Geldmengen aus dem Finanzsystem, um die Inflation zu bekämpfen. Im März hatte die Zentralbank Spar- und Bankguthaben im Wert von über hundert Milliarden Dollar beschlagnahmt, was zu dem drastischen Rückgang der Inflation führte, gleichzeitig aber auch die Rezession auslöste.
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