Brachiale Interessenpolitik -betr.: "CDU: Freie Fahrt für Autos", taz v. 20./21.1.96

Betr.: „CDU: Freie Fahrt für Autos“, taz v. 2O./21.1.96

Am effektivsten waren Kaufleute aus dem Oster-/Steintor vorbereitet; nicht um mit entsprechenden öffentlichen Aktionen die Kundschaft anzulocken, sondern um die Rücknahme der Verkehrsberuhigung durch ihren Senator vorzubereiten und zu rechtfertigen. Konkrete Zahlen gab es freilich nicht (welcher Kaufmann öffnet schon freiwillig seine Bücher?); es reichte – wie so oft – aus, mit Ladenschließungen und Abbau (Verlagerung?) von Arbeitsplätzen zu drohen. Durch diese brachiale lnteressenspolitik der Kaufleute war es vielen unmöglich, auf ihre – evtl. begründeten – Existenzsorgen ernsthaft einzugehen.

Willkommen waren auch die „nützlichen Idioten“, die dichten Autoverkehr mit Lebendigkeit eines Stadtteils verwechseln und so taten, als sei „früher“ der 0-weg im Januar eine mediterrane Flaniermeile gewesen.

Die Verkehrsberuhigung hatte keine Chance, sie wurde von ihren Gegnern genutzt. Jörg Haberkorn