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Boykottaufruf zum 1. MaiNeuer Nutzerärger bei Ebay

Auf der weltgrößten Internet-Auktionsplattform rumort es noch immer: Verkäufer, die sich mit den neuen Geschäftsbedingungen nicht zufrieden geben wollen, rufen zum Boykott auf.

Ärger mit den Geschäftsbedingungen: Ebay-Zentrale in San Jose, Kalifornien Bild: ap

User des Internet-Auktionshauses Ebay haben für den 1. Mai zu einem globalen Boykott des Angebots aufgerufen. Grund für den vorgeschlagenen Nutzerstreik sind geplante Veränderungen in den Geschäftsbedingungen der Firma, die ab Sommer unter anderem dafür sorgen werden, dass Verkäufer kein negatives Feedback mehr für Käufer hinterlassen können. Das Unternehmen wolle damit so genannte "Rachebewertungen" vermeiden, hieß es in einer Begründung. Die Veränderung beim Feedback führt den verärgerten Nutzern zufolge jedoch zu einem Ungleichgewicht - Ebay-Händler dürften andere User dann nicht mehr vor problematischen Kunden warnen und hätten somit weniger Handhabe gegen Betrüger, die beispielsweise nicht zahlten. Ebay wies die Anschuldigungen stets zurück und sieht die Maßnahme als sinnvoll an. Man werde den Verkäufern künftig sowieso bessere Methoden an die Hand geben, "schlechte" Käufer auszusondern.

Es ist nicht das erste Mal, dass es der Marktführer bei globalen Online-Versteigerungen mit einem Proteststurm seiner Nutzer zu tun bekommt: Schon im Februar, als die neuen Bedingungen bekannt gegeben worden waren, kam es zu Streikaufrufen, denen einige Nutzer vor allem in den USA seither auch folgen. Wirklich starke Auswirkungen hatte das auf Ebay jedoch nicht - das Unternehmen verzeichnete auch im ersten Quartal 2008 gute Zahlen und konnte seine Gewinnprognose sogar anheben. Die nun für den 1. Mai vorgesehene Aktion soll deshalb deutlich weiter gehen. Balzenawe, ein bekannter Ebay-Nutzer und in Formen des Angebots als Aktivist bekannt, sagte gegenüber der britischen Zeitschrift PC Advisor, man habe versucht, mit dem Auktionsriesen zu sprechen und einen vernünftigen Kompromiss auszuhandeln, der die "massiven Änderungen" abmildere. "Wir bekamen aber keine Antwort", sagte er.

Ob tatsächlich viele Nutzer bei dem Boykott mitmachen werden, bleibt abzuwarten. Ebay hat inzwischen eine derart bedeutende Marktstellung, dass die meisten Verkäufer die Plattform nicht ignorieren können, wenn sie ausreichend Gebote generieren wollen. In den USA weichen Käufer auf Plattformen wie iOffer oder Online Auctions aus, während in Deutschland vor allem spezialisiertere Angebote wie hood.de oder AuVito versuchen, frustrierte Ebayer abzuwerben. Einen großen Konkurrenten, wie ihn einst Plattformen wie Ricardo.de darstellten, hat Ebay hier zu Lande aber nicht mehr. Die Verkäufern sehen sich unterdessen in den nächsten Monaten mit weiteren Veränderungen konfrontiert. So will Ebay es mit Maßnahmen wie einem automatisierten telefonischen Rückruf erschweren, mit gestohlenen Zugangsdaten zu handeln. Käufer sind davon aber zunächst nicht betroffen, was in den Foren der "Powerseller" für einigen Frust sorgte, die sich neuerlich übergangen fühlen. Ebay sei sich durchaus bewusst, dass man mit solchen Maßnahmen einzelne Verkäufer abschrecken könne, hieß es von einer Sprecherin gegenüber dem IT-Nachrichtendienst "Heise Online". Man habe sich aber im Interesse der Sicherheit entschieden, die Maßnahme umzusetzen.

Neben dem Nutzerärger wegen der Änderung der Geschäftsbedingungen ist Ebay trotz der guten Zahlen auch an anderer Stelle mit Problemen konfrontiert. So muss der neue Firmenchef John Donahoe bald entscheiden, was er mit dem Internet-Telefonie-Dienst Skype anfangen möchte. Dieser war seit 2005 für einen Betrag von bis zu 3,3 Milliarden Euro übernommen worden, die geplante Integration ins Auktionsgeschäft kam aber nie wirklich gewinnbringend zustande. Seither wird über einen Verkauf der Sparte nachgedacht, die für sich genommen wächst. Wenig Freude hat Ebay auch mit dem erfolgreichen Internet-Kleinanzeigenanbieter Craigslist, an dem der Konzern 28 Prozent der Anteile erworben hatte. Ebay reichte nun Klage gegen Craigslist ein, weil die Firma versuche, das Online-Auktionshaus mit Hilfe einer Aktienverwässerung aus dem Unternehmen zu drängen. Der Kleinanzeigendienst wies den Vorwurf zurück und warf Ebay im Gegenzug vor, zu versuchen, eine feindliche Übernahme durchzusetzen.

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