Bosnien-Herzegowina darf keine Geisel serbischer Politiker werden : Dominoeffekt gestoppt
Na immerhin. Der Friedensimplementierungsrat hat nicht nur entschieden, das Büro des Hohen Repräsentanten auf unbestimmte Zeit in Sarajevo zu belassen, sondern auch klipp und klar die Unverletzlichkeit der bosnischen Grenzen bekräftigt. Damit ist allen aktuellen Spekulationen um die Zukunft des Landes zunächst einmal die Spitze genommen. Klar ist, dass Bosnien nicht zur Geisel der Entwicklung in Serbien werden soll.
Noch vor Jahresfrist war anderes zu befürchten. Da drangen die Spitzenpolitiker in Brüssel und den europäischen Hauptstädten darauf, das Kapitel Bosnien endlich abzuschließen und das Land sich selbst zu überlassen. Wer den Einwand erhob, man müsse erst einmal den Job fertig machen, bevor man die zwölf Jahre alte und sehr teure Baustelle auf dem Balkan verlässt, der stieß bei Politikern und Diplomaten auf taube Ohren.
Seitdem tanzen die Mäuse in Bosnien auf dem Tisch, und der Ministerpräsident der serbischen Teilrepublik Milorad Dodik riskierte so manche starke Lippe. Als Reaktion auf die Unabhängigkeit des Kosovo erwog die serbische Führung in Banja Luka gar, die serbische Teilrepublik per Referendum aus Bosnien und Herzegowina herauszubrechen. Diesen Plan kann sie sich jetzt erst einmal abschminken. Nach der Sitzung am Mittwoch in Brüssel schien auch Dodik Kreide gefressen zu haben und gab eine Garantie für die Stabilität im Lande ab. Doch was sein Wort wert ist, zeigte sich schon am nächsten Tag, als er das genaue Gegenteil bekundete.
Die brennenden Botschaften in Belgrad haben viele aufgeschreckt. Sie haben auch die USA auf den Plan gerufen, die im Büro den Hohen Repräsentanten präsent bleiben. Die Entwicklungen im Kosovo, in Belgrad und Bosnien zeigen, dass Europa das Krisenmanagement auf dem Balkan nach wie vor nicht allein beherrscht. Und in Brüssel gibt es nach wie vor Politiker, die lieber den Nationalisten und Extremisten nachgeben wollen, statt ihnen auf die Füße zu treten. Die Resolution des Friedensimplementierungsrates weist aber in die richtige Richtung. ERICH RATHFELDER