: Boliviens Innenminister in Drogen–Mordfall verwickelt
■ Eine parlamentarische Untersuchungskommission ermittelt im Mordfall Kempf und will auch den Sturz prominenter Politiker in Kauf nehmen / Mehrere Minister vorgeladen
La Paz (ips) - Mehrere Minister der bolivianischen Regierung sind am Montag von einer parlamentarischen Untersuchungskommission vernommen worden, die die Umstände des Todes eines von Drogenhändlern ermordeten Biologen untersucht. Gegen Innenminister Fernando Barthelemy, der gemeinsam mit Verteidigungsminister Luis Fernando Valle und Außenminister Guillermo Bedregal erschienen war, ermittelt die Kommission wegen möglicher Verschleppung polizeilicher Untersuchungen.Erst drei Tage nach dem Tod des Wissenschaftlers Noel Kempf Mercado, der Anfang des Monats von Drogenhändlern in der Region Huanchaca nahe der brasilianischen Grenze umgebracht worden war, war die Polizei am Tatort eingetroffen. Dadurch sei den Tätern die Flucht erleichtert worden. Nach Ansicht der Kommission hatte Innenminister Barthelemy die Ermittlungen gebremst. Nach Auffassung des Politikers war es Aufgabe der militärischen Sondereinheit der „Leoparden“, die seit zwei Monaten gemeinsam mit 160 US–Soldaten dem illegalen Drogenhandel nachspüren, im Mordfall Kempf tätig zu werden. Vor der Kommission führte Barthelemy aus, US–Kommandant John Taylor habe technische Gründe für den Umstand geltend gemacht, daß die Uniformierten nicht rechtzeitig eingetroffen sind.Präsident Victor Paz Estenssoro hat angesichts der Verdachtsmomente gegen Barthelemy seinem Innenminister das Vertrauen ausgesprochen. Bürgervereinigungen in Santa Cruz, wo die Kommission zuvor zwei Wochen lang ermittelte, fordern indes den Rücktritt des Ministers. In Santa Cruz, knapp 1.000 Kilometer südlich der Hauptstadt, hatte die Kommission über 100 Personen vernommen und dabei mehrere Festnahmen erwirkt. Nach Darstellung Velardes sind die Kommissionsmitglieder gewillt, die Ermittlungen trotz zahlreicher Behinderungen zu Ende zu führen und dabei auch den Sturz prominenter Politiker in Kauf zu nehmen.
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