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Beleidigend -betr.: "Völkerverständiges Abschieben", taz-Hamburg vom 5.12.1997

Die tragende Idee der vorgenannten Kommission für die Überprüfung der Identität von afrikanischen Flüchtlingen ist ein äußerst fragwürdiges Unterfangen und eine bewußte falsche Interpretation der Realität in dieser Stadt.

Wer die Ursachen des Rassismus oder Wahlerfolge der Rechtsextremisten in Hamburg auf das Treiben einiger afrikanischer jugendlicher Dealer reduziert, versucht sich selbst und die Öffentlichkeit zu täuschen. (...) Schwarze Menschen haben stets Alltagsrassismus, Diskriminierung und Gewalt, auch ohne die Dealer, erleben müssen. Es ist bemerkenswert, daß der Nährboden für Rassismus wieder in zunehmendem Maße von „oben“geschürt wird. Die Dealerfrage, als gesellschaftliches Problem, gehört zur gesamten Drogenpolitik des Staates, wird aber hier, aus welchen Gründen auch immer, erneut instrumentalisiert.

Die „Möchtegern“-Menschenrechtler und Völkerverständiger, die sich eine jämmerliche Livrée eines afrikanischen Hilfssheriffs bzw. Onkel Toms schneidern, tun uns daher nicht nur leid. Angesichts des Ernstes der Situation ist die oberflächliche geistige Haltung dieser Splittergruppe schockierend und beleidigend für alle Schwarzen. Vorstöße dieser Art sind gerade geeignet, Rassismus und Extremismus in ihrem wahnhaften Denken zu verstärken, die Betroffenen des Rassismus seien selbst durch ihr Verhalten schuld. Auf komplexe Sachverhalte sollte daher künftig kompetent reagiert werden.

Der DAVOH e.V. weist im Namen der Mitfrauen und Mitglieder seiner 22 Organisationen aus Afrika, Europa und Amerika derartige unangebrachte defizitäre und menschenrechtsfremde Phantasmen entschieden zurück.

Dachverband der Afrikanischen

Vereine und Organisationen in

Hamburg e.V. (DAVOH),

der Vorstand

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