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■ Bausenator läßt die U-Bahn fallenNagel rollt aus

Es ist eine merkwürdige Wendung, die Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) am Wochenende öffentlich vollzogen hat. Nun also soll die U5, jenes überflüssige wie auch teure Prestigeobjekt Unter den Linden, nicht mehr gebaut werden. Noch vor Wochen hatte Nagel den Bau, der eine Großbaustelle und das Abholzen zahlreicher Linden zur Folge hätte, vehement verteidigt. Nicht das Zureden der eigenen Genossen, die wiederholt auf SPD-Parteitagen gegen das Mammutprojekt aus finanziellen und ökologischen Gesichtspunkten gewettert hatten, sondern das gewichtige Wort der Investoren sorgte bei Nagel für ein Umdenken. Durch gefallene Gewerbemieten in den letzten Monaten nervös geworden, will sich die Branche die Aussichten auf erträgliche Geschäftsabschlüsse nicht noch weiter verdunkeln lassen. Keinem Mieter, der auf Repräsentanz setzt, wird ein Investor über Jahre saftige Preise aus der Tasche ziehen können, wenn die Umgebung in Staub gehüllt wird und vom Lärm der Baumaschinen erdröhnt.

Die ökonomischen Umstände sind es also, die plötzlich Investoren und alternative Verkehrsexperten zusammenführen. Noch hält der Regierende Bürgermeister dem Projekt in alter Nagel-Manier die Treue. Diepgen: Die U5 müsse allein schon wegen des Bonner Umzugs gebaut werden. Die Argumente für eine Straßenbahn sind dagegen besser. Der Bau wäre nicht nur billiger, sondern auch „sauberer“ und schneller. Daß nicht die Wünsche der Verkehrs-Initiativen, sondern die Ängste der Investoren Nagels Zunge lösten (und vielleicht auch seine Hoffnung, die verärgerte SPD-Basis vor den Wahlen mit einem Zugeständnis zu versöhnen) – ist ärgerlich. Aber zweitrangig, wenn die Straßenbahn erst einmal rollt. Severin Weiland

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