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Archiv-Artikel

BUHROW & CO., MERIAN ONLINE , KLEINES FERNSEHSPIEL Gut bezahlter Käsekuchen und Jankes Rache am ZDF

DIE KRIEGSREPORTERIN

SILKE BURMESTER berichtet jeden Mittwoch von der MEDIENFRONT. Anonyme Hinweise? kriegsreporterin@taz.de

Ja, liebe taz-Medienredaktion, dieses Mal brauchen wir keine lange Leitung. Die Existenzkrise, von der ich heute berichte, ist mitten unter uns. Nehmt mich. Auch ich bin ganz schön Buhrow.

Deswegen habe ich auch einen Helm auf. Meinen Schutzhelm gegen Eitelkeit, Geltungssucht und Gier. Leider hat er Löcher. Er ist vom NDR.

Und deswegen war es mir auch wichtig, dass meine Kolumne ein Foto von mir schmückt, damit alle mein Gesicht sehen und sich schon mal an mich gewöhnen. Denn auch ich möchte gern für Reden, Moderationen und fürs Klugscheißern gebucht werden, 20.000 Euro für 30 Minuten. Professor Schicha, Medienwissenschaftler an der Hochschule Düsseldorf, sagte im NDR-Medienmagazin „Zapp“, es sei wichtig, Gesichter zu kennen. Dann habe das Publikum „das Gefühl, das sind Institutionen, die auch vertrauenswürdig sind“.

Tom Buhrow wird ja – so „Zapp“ – vorwiegend ausgesucht, damit er über die USA spricht. Worüber auch sonst? Schließlich ist der Ex-Amerikakorrespondent bislang außerhalb der Diskussion um Ausstrahlung, Langeweile und Zuschauerschwund bei den „Tagesthemen“ nicht großartig in Erscheinung getreten.

Da hab ich viel mehr zu bieten. Nicht nur thematisch. Wenn Buhrow vom Esprit her quasi der Käsekuchen unter den Journalisten ist, dann bin ich das Sahnetörtchen mit Orangennote. Locker, spritzig, mit dem Schuss Extra. Ich muss nicht das große Ganze vertreten, das verpflichtet ist, unabhängig den Bürger zu informieren, was andere Podiumslieblinge wie Claus Kleber, Petra Gerster, Peter Hahne und Anja Kohl vorgeben zu tun. Ich kann mich von dieser Unabhängigkeit frei machen und bin damit für die Firmen attraktiver. Zusammen mit Hunderten anderen freien Journalisten vertrete ich alsbald nur noch mich selbst und mein Bemühen, irgendwie zu überleben. Wen schert es da, was Firmen, für die Freiberufler im Existenzkampf PR machen müssen, zu verlangen glauben? Nämlich, dass ihnen die Texte für die viel gelobten „Qualitätsblätter“ vor Abgabe vorgelegt werden. Des Brot ich ess, des Lied ich sing. Flexibilität ist das Credo der Stunde. Buhrow und Co. werden das wissen.

Und auch die Strategen vom Spiegel Verlag haben das kapiert und eingefädelt, dass Spiegel Online ab Herbst den Web-Auftritt des Reisemagazins Merian aus dem Jahreszeiten Verlag betreut. Ein Magazin, von dem bekannt ist, dass es sich seine Inhalte bezahlen lässt, von Tourismusbehörden etwa. Aber so ist es eben. Es geht nicht mehr um Journalismus. Es geht darum, „was mit Medien zu machen“. Auch für die Verlage.

Wie gut, dass wenigstens in der Programmplanung die Welt noch in Ordnung ist und Wunder geschehen. Das ZDF hat dem „Kleinen Fernsehspiel“ ausnahmsweise einen Sendeplatz vor 0.30 Uhr spendiert. Tatsächlich: um 20.15 Uhr, und vielerorts sind dann sogar schon die Sommerferien vorbei. Wer nun meint, dies sei die Rache von Programmdirektor Thomas Bellut an seinem jüngst pensionierten Fernsehspielchef Hans Janke, der irrt. Janke selbst hat „Was, wenn der Tod uns scheidet?“ auf den Programmplatz gehoben. Es ist wohl seine Rache am ZDF.

Damit zurück nach Berlin.