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Archiv-Artikel

BRUNO LABBADIA Der Gekaufte

Bruno Labbadia, 43

■ zuletzt Trainer in Leverkusen. Dort formte er eine Mannschaft, die eine Saisonhälfte lang spielstark warFoto: dpa

Mit der Verpflichtung von Trainer Bruno Labbadia, 43, ist der Hamburger SV in eine neue Phase eingetreten. Nicht weil der Neue besonders teuer ist, sondern weil nun auch der Coach aus Verträgen herausgekauft wird. Für Martin Jol, der einen Vertrag hatte, bekam der HSV von Ajax Amsterdam eine Ablösesumme, die er in den neuen Trainer investiert, für den eine Ablöse an Bayer Leverkusen fällig war. Man hört von 800.000 Euro. Verträge, jammern die, die nichts verstehen, seien nichts mehr wert. Dabei werden Verträge geschlossen, damit, wenn sie gebrochen werden, Geld fließt. Daher sind sie viel wert.

Bruno Labbadia ist in Darmstadt geboren, italienischer Abstammung. Hessisch der Dialekt, italienisch das Aussehen, was dazu führt, dass ihn einige den „schönen Bruno“ nennen. Er hat für den einst ruhmreichen SV Darmstadt 98 gespielt und in der Saison 87 / 88 unter Josip Skoblar und Willi Reimann 41 Spiele für den HSV gemacht, dabei elf Tore erzielt. Er hat für Kaiserslautern, Bayern München, Köln, Bremen, Bielefeld und Karlsruhe gekickt. Mit Kaiserslautern wurde er 1990 Pokalsieger und 1991 Deutscher Meister, mit den Bayern 1994.

Auch als Trainer begann er bei Darmstadt, ging zu Greuther Fürth, wechselte 2008 zu Bayer Leverkusen. Seine Mannschaft spielte eine grandiose Vorrunde, offensiv, viele Tore. Sie wurde von HSV-Trainer Martin Jol als „spielstärkste“ Mannschaft der Liga gelobt. Einige – Kapitän Simon Rolfes, die Nationalspieler Patrick Helmes und Bernd Schneider – murrten: Training zu schwer, Einwechslungen falsch. Am Ende stand Leverkusen auf Platz 9 und verlor das Pokalfinale gegen Bremen.

Beim HSV muss Labbadia die Mannschaft zusammenhalten, verbessern, den nächsten Schritt machen. Ablösesummen für Trainer machen das Wechseln leichter, das Arbeiten nicht.

ROGER REPPLINGER