BRIGITTE WERNEBURG SCHAUT SICH IN DEN BERLINER GALERIEN UM : Wochenübersicht: Kunst
Man kann die sich ständig verändernde Hauptstadt durchaus unter dem Begriff „Fiktion Berlin“ subsumieren. Denn wo träfe man hier schon auf Fakten, die nicht morgen schon wieder Fiktion wären – auch wenn umgekehrt Fiktionen überraschend schnell zu Fakten werden können? In jedem Fall scheint es da eine überzeugende Idee, Künstler aus drei in der Stadt fast unabhängig voneinander bestehenden Szenen nach ihren Wahrnehmungen und Entwürfen zu der Stadt zu befragen, in der sie leben, wie das jetzt die Ausstellung „Fiktion Berlin“ im Kunst- und Medienzentrum Adlershof tut. Martin Zeller, Maix Mayer, Kai-Olaf Hesse, Christian von Steffelin, Veronika Kellndorfer, Dirk Plamböck und schließlich Til Vanish zusammen mit Eve Hurford entstammen der Kunst-, Fotografen- und Clubszene. Entsprechend kompliziert, glamourös, geschändet oder verstrahlt erscheinen denn auch Stadt und Bewohner in ihren Foto- und Videoarbeiten. Was die Ausstellung ausgesprochen sehenswert macht, ist der Slalom zwischen puristischen Dokumentationen, den Montagen fragmentierter Realitäten und dem durchinszenierten Konzept.
Ein Slalom, den man auch in der aktuellen Ausstellung des Kulturbüros City West in der Galerie Quicksilver im Stilwerk durchlaufen kann. In Esperanza Spierlings Aufnahmen leerer, weißer Räume wird der Gegenstand so sehr flächige Farbe, dass ihre Fotografien schon fast Andachtsbilder im Sinne Barnett Newmans sein könnten. Dagegen erscheinen Falk Haberkorns Waldlichtungen in Schwarzweiß handfest und gut in der Tradition der Becher-Schule verankert. Adrian Sauer formt das fotografische Dokumentarmaterial im Computer zum Modell um. Farbpunkte im Ursprungsbild werden zu Flächen verallgemeinert, Partikel der Realität prägen ihr ganzes Erscheinungsbild.