BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER KLAUS MÖHLES PARTEIAUSTRITT : Eine Frage des Stils
Ein Herz und eine Seele konnte man sich Grünen Fraktions-Chef Matthias Güldner und Klaus Möhle nie so recht vorstellen – auch nicht, als der ältere noch der Stellvertreter des jüngeren war. Zu unterschiedlich sind persönlicher Stil und Habitus. Aber dass Möhle, immerhin wirtschaftspolitischer Sprecher, nun meint, auf diesen zwischenmenschlichen Dissens mit Parteiaustritt reagieren zu müssen deutet vor allem auf eins hin: Güldners mangelhafte Führungsqualität.
Denn legitim ist es, sich einen Vize an die Seite zu holen, mit dem man auch privat vollkommen harmoniert. Auch ist es strategisch richtig, Leitungsgremien wie den Fraktionsvorstand zu verjüngen. Sonst entmutigt man potenziellen Nachwuchs: Und eine Fraktion ist nur so lebendig, wie es ihr gelingt, Braindrain und Erfahrung gut zu äquilibrieren.
Bloß beinhaltet das auch, notwendige persönliche Enttäuschungen richtig zu vermitteln. Also: hart, aber fair, zu klären: Du hast die und die Verdienste. Mir persönlich wäre aber doch ein anderer Stellvertreter lieber. Die andere Option, also per Intrige zunächst die eigene Machtbasis zu sichern und dann Fakten zu schaffen, gefällt Provinz-Macchiavellis sicher besser. Sie ist aber einfach bloß schlechter Stil. Und der schadet der eigenen Sache: Schließlich ist eine Stimme unnötiger Verlust für jede Fraktion – eine zuviel.