BENNO SCHIRRMEISTER UNVERBREMT : CC: alle@bremen.de
Neulich war der Bremen-Server überlastet. Warum? Das wissen wir nicht. Es könnte aber sein, dass es an einer wilden Spamlawine lag. Die kam diesmal nicht von außen, sondern aus dem System heraus, und bildete in dem System spontan ein eigenes System – also im Grunde war’s eine prima Illustration von dem, was Niklas Luhmann mit dem Begriff der Autopoiesis meint. Aber der hatte ja auch in den 1950ern Erfahrung gesammelt, als Verwaltungsbeamter.
Heute laufen solche Prozesse aber rasend schnell ab und per Mouse-Click, etwa auf den Versende-Button des Mail-Programms. Den hat eine Referentin am 12. August um 12.04 Uhr betätigt. Im Empfängerfeld stand: Alle. Und so erhielten tatsächlich sämtliche Angestellte, SenatorInnen, RichterInnen, Staatsräte, Azubis und Schleusenwärter des Landes – Gesellschaften inklusive – eine Einladung zu einem Abend über Suchtprävention.
Klar geht das Thema alle an. Aber so war das dann doch nicht gewollt gewesen, und die Referentin hat die Mail auch sofort zurückgerufen. Das heißt: Sie hat’s probiert. Aber: Versuchen Sie mal eine Lawine zurückzurufen! Denn umgehend haben sich die eifrigen Landesbediensteten an die Erledigung des Irrläufers gemacht. „Ich wüsste nicht, was ich hiermit zu tun hätte“, fragt einer indigniert in die Runde. „Ich möchte bitte keine derartigen E-Mails mehr erhalten!“, beschwert sich darauf ein anderer. „Das erinnert mich an folgende kleine Geschichte“, setzt der Nächste mit einer Anekdote ein, munter erzählt und frisch gepostet. Mit der „Allen Antworten“-Funktion des Mail-Programms, ist doch logisch.
Und so geht’s weiter und weiter bis – nein, nicht bis heute. Nach 58 Seiten bricht der Mailverkehr ganz unvermittelt ab. Denn jede Lawine erreicht irgendwann die Talsohle. In der Behörde heißt die: Wochenende. Das beginnt am Freitag. Und wirklich wird die letzte Mail am 13. August verschickt – um 10 Uhr 22.