Avantgardistischer Wave : Stilsicher beweglich
Nils Schuhmacher
Was machen eigentlich Pere Ubu? Diese Band, die nie höchste Höhen erreicht hat, sondern erst als Warm-up irgendeiner New Wave der 1980er fungierte, um dann verlässlich vor sich hin zu plätschern. Zugegeben, der Begriff „plätschern“ ist hier nicht ganz treffend gewählt. Die etwas stärker Eingeweihten werden wohl sagen: Pere Ubu sind die mit den wenigen handfesten Hits und dem streckenweise unhörbaren Zeug, um hinzuzufügen: Und diese Strecken geraten zum Teil lang.
Die Zugeneigten unter ihnen werden sagen: Das mit den Hits stimmt natürlich, beim Rest handelt es sich aber um avantgardistisch durchherrschten Wave und richtig verstandenen Punk. David Thomas, der Sänger, hat festgestellt: „Wir spielen Mainstream-Rock.“ Alle zusammen müssen es wissen. Immerhin musizieren Pere Ubu seit 40 Jahren vor sich hin. Und haben in besagtem Thomas, als einzige personelle Konstante, eine ebenso bewegliche wie stilsichere Figur.
Stil bezieht sich dabei nicht einfach auf eine gewisse Breite an Einflüssen, sondern auf den Umgang mit dem Material, der auf mittlerweile 18 Alben zu bestaunen ist. Es mag ein öder Schachzug sein, zu erwähnen, dass Cleveland, die Heimatstadt der Band, seit ihrem Niedergang auch den Beinamen „the mistake at the lake“ trägt. Aber Pere Ubu haben diesen Fehler (die Industriestadt nach der Deindustrialisierung) positiv gewendet. Klassische Songstrukturen werden respektlos behandelt, Kraut seines repetitiven Charakters beraubt, Synthesizer emanzipieren sich mit Songs in den Songs. Und Thomas überlagert dies alles mit seinem deklamierendem, stets überschnappendem Gesang. Das machen Pere Ubu (Di, 10. 2., 20 Uhr, Fabrik).