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Ausstellung abgesagtKonflikt der Kulturen der Welt

Eine Jugendausstellung im Haus der Kulturen der Welt platzt kurz vor der Eröffnung - sie musste der "Hochglanzästhetik" der Berlinale weichen, so die Initiatoren.

Das Haus der Kulturen der Welt erteilt Kreuzberger Jugendprojekt eine Absage. Bild: Miguel Villagran, ap

Das Haus der Kulturen der Welt (HKW) ist ein Leuchtturm der Berliner Kulturszene. Internationale Künstler nutzen die ehemalige Kongresshalle seit vielen Jahren, um ihre Sicht auf die globalisierte Welt abzubilden. Die Perspektive von Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten Berlins scheint dem HKW eher peinlich zu sein. Zu diesem Schluss kommt das "Internationale JugendKunst- und Kulturhaus Schlesische 27". Den Aufbau der von der Kreuzberger Initiative initiierten Jugendausstellung "Sieben Felder" im Haus der Kulturen wurde am Donnerstag von der HKW-Intendanz gestoppt. Die "Schlesische 27" will nun andere Räume suchen.

"Sieben Felder" ist das Ergebnis einer ungewöhnlichen Feldforschung. Ethnologiestudenten der Humboldt-Universität hatten monatelang mit Sekundarschülern aus Kreuzberg, Wilmersdorf und Wedding gearbeitet. Die Idee: Nicht kulturelle Unterschiede, sondern Gemeinsamkeiten sollten die Jugendlichen aufspüren. Zu Themen wie "Lieben und Begehren" und "Glauben und Hoffen" sollten sie ihren Alltag künstlerisch interpretieren. Krönender Abschluss: die Ausstellung, die am Sonntag im HKW eröffnet werden sollte. Das war vertraglich vereinbart.

Jetzt gab es Probleme: Die HKW-Leitung habe immer neue Bedingungen für die Präsentation gestellt, sagt Barbara Meyer, Geschäftsführerin der "Schlesischen 27". Immer weniger Raum habe zur Verfügung gestanden, am Ende wäre die Ausstellung praktisch "unsichtbar" geworden. Begründet habe die Leitung das mit der Ästhetik der Schülerarbeiten, die nicht zu der zeitgleich stattfindenden Berlinale-Jugendsektion "Generation" passe. Stellwände aus Dachlatten und Plastik seien der Intendanz des HKW offenbar "neben der Hochglanzästhetik der Berlinale zu ramschelig" gewesen, so Meyer. Diese Ästhetik komme aber aus dem Projekt selbst. "Und hätten wir es gerade interessant gefunden, wenn sich die jeweiligen Besucher begegnet wären."

Das letzte Angebot des HKW, ein neuer Eröffnungstermin nach Ende der Berlinale, wollte die "Schlesische 27" nicht akzeptieren. Offenbar gehörten "die Jugendlichen, die diese Ausstellung gemacht haben, nicht ins Haus der Kulturen der Welt, es sei denn, es steht leer", klagt Meyer. Da suche man lieber eine räumliche Alternative.

In einer Stellungnahme per Mail teilte der Intendant des HKW, Bernd M. Scherer, mit, man "bedauere die Absage sehr". Initiativen wie "Sieben Felder" seien "immer willkommen", es sei "alles Mögliche" versucht worden, um die Ausstellung im Haus realisieren zu können. "Wir glaubten uns schon auf dem richtigen Weg, als wir einen neuen Eröffnungstermin zeitgleich mit einer großen Veranstaltung zu den Entwicklungen in Ägypten und Tunesien gefunden hatten", so Scherer.

Meyer hingegen moniert, Scherer habe sich nie mit den Machern von "Sieben Felder" an den Tisch gesetzt. "Er hat nur immer verlauten lassen, wie schön und wichtig unser Projekt sei".

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4 Kommentare

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  • SA
    selcan aslan

    wir sind die klasse GM1 aus der 10.sekundarschule im bergmannkiez. wir wären direkt an der ausstellung beteiligt gewesen und finden es sehr traurig, dass sie noch nicht eröffnet wurde, wir hatten uns alle schon darauf gefreut : auf die ausstellung und auf das HKW.

    schließlich haben wir hart daran gearbeitet und wollten den erfolg auch feiern und mit den anderen menschen teilen. Wir hoffen das trotz allem eine austellung zustande kommt.

    mit freundlichen grüßen, die klasse GM1

  • AU
    Anna und Claudia

    "Denn man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht" (Brecht) ... Solange der kulturelle Hochglanz nur mit den Fingern schnippen muss, damit die echte Kulturbasisarbeit hinter die Kulissen vertrieben wird, stellt sich die Frage, welchen Kulturen der Welt das HKW sich eigentlich verflichtet fühlt. Etwas weniger Kuschen vor dem Etablishment hätte dieser Institution gut gestanden. Schade, so leicht verliert man seine Würde.

  • L
    Luisa

    Bernd Scherer und das HKW haben damit nur einmal mehr bewiesen, dass tatsächliche Kulturarbeit nie Anliegen ihres Hauses war. Das ist peinlich und bedauerlich zugleich.

  • N
    Nicolai

    So etwas Albernes.

    Gibt es eine deutlichere Art, sich selbst (also das HKW) als unsicher, anbiedernd und unsouverän zu zeigen?

     

    Wie ein Parvenu, dem seine Eltern peinlich sind und der sie deshalb würdelos vor seinen neuen Freunden versteckt.

     

    Da regt sich bei mir der Ekel.