Deutsche Intellektuelle haben nur selten einen feinsinnigen Blick auf die unteren Stände gehabt. Meist haben sie das, was sie für Massenkultur hielten, gehaßt – mindestens für hilfsbedürftig erachtet. Seit den sechziger Jahren haben sie sich tapfer gemüht, dem Volk kulturell auf die Beine zu helfen. Besonders Hans Magnus Enzensberger – einer der inspirierendsten Denker Nachkriegsdeutschlands – hat versucht, deutsche Proleten und Kleinbürger vor Versuchungen der Unterhaltungsindustrie zu bewahren. ImLaufe der Jahrzehnte hat er allerdings erkennen müssen, daß niemand auf seine pädagogischen Angebote gewartet hat. Mehr noch: Man hat ihn souverän überhört. Nun zieht er sich beleidigt aus der „Mehrheit der Beschallten“ zurück. Eine Polemik ■ Von Roman Luckscheiter
■ Wie Kulturpolitik unverhofft in den Wahlkampf geriet: Intellektuelle trafen sich zum „10. Ideentreff EuroVisionen“ im Berliner Willy- Brandt-Haus und wollten nur das eine – Gerhard Schröder muß Kanzler werden. Mutter des Gedankens: die Wählerinitiative der 60er Jahre.
■ In den 60er Jahren gelang es Willy Brandt als erstem, eine Reihe von Künstlern, Schriftstellern, Musikern und sonstigen Kulturschaffenden für seine politischen Ziele zu gewinnen
■ Der Theaterregisseur Christoph Schlingensief, Spiritus rector des Vereins Chance 2000 alias „Partei der letzten Chance“, ist als Medium seiner Kunst zur eigentlichen Botschaft avanciert