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Argentinische Militärs wegen Folter angeklagt

■ Admiräle der argentinischen Marineschule ESMA stellten sich ESMA gilt als Folterzentrum der Diktatur bis 1983

Buenos Aires (afp/taz) - Sechs argentininische Admiräle, gegen die das Bundesgericht in Buenos Aires Haftbefehl erlassen hatte, haben sich am Mittwoch dem Gericht gestellt. Sie waren im Rahmen der Ermittlungen über die Mechanikschule der Marine (ESMA) vorgeladen. Diese waren bereits vor dem Inkrafttreten des sog. Schlußpunktgesetzes, das den Prozessen gegen Militärs wegen Menschenrechtsverletzungen bis 1983 ein Ende setzt, aufgenommen worden. Die ESMA, in der vermutlich etwa 4.000 Personen spurlos verschwanden, war das berüchtigste Folter– und Haftzentrum der Militärdiktatur von 1976 bis 1983. Für Donnerstag waren im Rahmen der Ermittlungen über die ESMA neun weitere Marineoffiziere, darunter auch der Fregattenkapitän Alfredo Astiz, vorgeladen. Astiz wird verdächtigt, für die Entführung zahlreicher Personen verantwortlich zu sein, die in der ESMA gefoltert wurden und verschwanden. Unter diesen befinden sich auch zwei französische Nonnen, Alice Domont und Leonie Duquet. Dem Anwalt ihrer Angehörigen, Horacio Mendez Carrera, zufolge gibt es 15 Zeugenaussagen von damaligen Mitgliedern der Sicherheitsdienste der Marine, die bezeugen können, daß die beiden Frauen im Dezember 1977 in Buenos Aires von bewaffneten Kommandos verschleppt worden waren, die sich als Marinemitglieder auswiesen. Astiz, der sich seinerzeit in Organisationen von Angehörigen Vermißter eingeschleust hatte, soll den Kommandos die beiden Frauen angezeigt haben. Der Anklageschrift zufolge wurden die Nonnen zu Tode gefoltert und anschließend in den Rio de la Plata geworfen. Im Dezember war Astiz vom Bundesgericht wegen Verjährung von der Anklage freigesprochen worden, die seit 1977 vermißte damals 17jährige Schwedin Dagmar Hägelin auf der Straße angeschossen und danach im Kofferraum eines Wagens in die Mechanikschule verschleppt zu haben.

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