: Von Hasch, von Ködern und von Freiheit
Es war laut und leidenschaftlich: In Tenever stritten sich WählerInnen in spe, ab wann ihr Kreuzchen gelten soll
Mit 16 schon an die Wahlurne? Darüber diskutierten gestern im Schulzentrum Walliser Straße, Lars Andersson (19) von der Grünen Jugend und Robert Rogge (17) von der Jungen Union gemeinsam mit der Klasse von Politik-Lehrer Wolfram Stein.
Die Schüler hatten die Beteiligung in Bremen bei der Bundestagswahl 2002 und der dazugehörigen Juniorwahl untersucht. Wobei sie zum Beispiel herausfanden, dass die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl bei 18- bis 21-Jährigen mit 70,6 Prozent um einiges höher lag als bei den 25- bis 30-Jährigen ( 65,3 Prozent). Bei der Juniorwahl beteiligten sich an den Sek I-Schulen sogar noch mehr: 84,4 Prozent der Schüler im Alter von 14 bis 17 machten ihre Kreuzchen. Gestern beschloss die Deputation, dass auch zur Bürgerschaftswahl im kommenden Mai eine Juniowahl stattfinden werde.
Mit all dem fand sich Grünen-Vertreter Anderson bestätigt: Politische Reife habe nichts mit Alter zu tun, ein aktives und passives Wahlrecht mit 16 sei notwendig. „Man muss jungen Menschen die Möglichkeit geben, eine eigene Meinung zu haben und sich politisch zu beteiligen.“ Die Politiker würden sich mehr für Jugendliche interessieren, wenn diese auch wählen dürften. „Denen geht es doch ohnehin nur um die Wählerstimmen.“
Zumindest in diesem Punkt stimmte sein Kontrahent Robert Rogge mit ihm überein. Allerdings hält der Jungunionist ein Wahlrecht ab 16 für unsinnig. Jugendliche seien viel leichter zu beeinflussen und zu „ködern“, wie zum Beispiel – da spielte Rogge auf die Grünen an – mit der Legalisierung von Cannabis. Der 17-Jährige befand, mit 16 oder 17 könne man „noch nicht frei über sein Leben entscheiden“. Das sah das überwiegend gleichaltrige Publikum überhaupt nicht und konterte, die CDU habe aufgrund ihres schlechten Abschneidens bei der Juniorwahl bloß Angst, bei einer Absenkung des Wahlalters an Stimmen zu verlieren. Das bestritt der CDU-Junior zwar, aber beim Publikum hatte er verloren. Einen letzten Lacher landete er mit der Behauptung, die CDU mache „immer noch die beste Umweltpolitik“. Lea Heyne