: Die Welt wird wieder lokal
NEUSTART Die Springer-Blätter „Welt“ und „Welt am Sonntag“ machen ihren Hamburg-Teil wieder selbst
Die Journalistin Sophie Lübbert lebt „jetzt fünf Jahre in Hamburg“ und künftig will sie „tolle Reportagen über die richtig schöne Stadt“ schreiben. Lübbert erzählt dies in einem kurzen Video, das die Hamburger Lokalredaktion der Zeitung Die Welt via Twitter verbreitet hat. Die Präsentation passt zur Beschreibung des Accounts, der „Nachrichten und Geschichten aus dem wunderschönen Hamburg“ verspricht.
Wer sich von Lübberts Vorfreude anstecken lässt, wirft an diesem Wochenende vielleicht mal einen Blick in Welt und Welt am Sonntag. Ab sofort verfügen die beiden Springer-Blätter nämlich wieder über eine eigene Hamburg-Redaktion. In den letzten zweieinhalb Jahren lieferte die lokale Berichterstattung das Hamburger Abendblatt, nachdem Springer Ende 2012 die damalige Hamburg-Redaktion der Welt aufgelöst hatte. Der Konzern sparte so Redakteursstellen ein – und langjährige freie Autoren verloren Aufträge.
Ende der Zusammenarbeit
Das Ende der Zusammenarbeit zwischen den Zeitungen zeichnete sich ab, als Springer vor einem Jahr das Abendblatt an die Funke-Gruppe verkaufte. Ab sofort gilt: Wo Springer draufsteht, ist 100 Prozent Springer drin.
Redaktionsleiter des neuen Hamburg-Teils der Welt ist Jörn Lauterbach, der auch Chef des alten Lokalressorts war. Danach gehörte er zur Abendblatt-Chefredaktion. Er kündigt eine „passgenaue“ Berichterstattung für „das Bürgertum“ an, die Hauptzielgruppe der Welt. Zudem verspricht er eine „Schwerpunktsetzung“ in den Bereichen Politik und Wirtschaft. Man werde „weniger in die Tiefe der Stadtteile gehen“, als das bei anderen in Hamburg erscheinenden Zeitungen der Fall sei. Dass Spürhunde nach der Brandursache in einem Wandsbeker Altenheim suchen, wie zu Beginn dieser Woche zu lesen war, werden Welt-Leser also künftig wohl nicht mehr erfahren.
Ein großer Teil der neuen Truppe besteht aus „sehr guten jungen Schreibern“, wie Lauterbach sagt, für einige sei es die erste feste Stelle. Die „konkrete Redaktionsgröße“ mag Lauterbach aber nicht nennen. Aus dem Umfeld des Teams heißt es, zu Beginn seien zwölf Redakteure dabei, zwei weitere kämen noch hinzu. Seine Jungstars will Lauterbach vor allem bei längeren Stücken in der Welt am Sonntag einsetzen. Zum Neustart passt ein Vertriebsexperiment: Im Mai liegt das Blatt nicht nur sonntags am Kiosk, sondern auch in der folgenden Woche. RENÉ MARTENS