: Höhere Kosten fürs Autoteilen
Berlins größter Anbieter für Carsharing erhöht die Preise. Verkehrsclub Deutschland rät zum Preisvergleich
Carsharing-Kunden müssen tiefer in die Tasche greifen: Die Greenwheels GmbH, Berlin größter Anbieter, hat sich eine neue Tarifstruktur gegeben und an der Preisschraube gedreht. Neukunden zahlen die geänderten Tarife schon seit 1. Januar, für alle, die länger dabei sind, gelten sie seit gestern. In einem Schreiben an die Kunden macht das Unternehmen die „unablässige Aufwärtsbewegung der Energie- und Kraftstoffpreise“ verantwortlich. Die seien in den letzten zwei Jahren um 20 Prozent gestiegen. Auch die Fahrzeuge seien teurer geworden.
Je nach Tarif, Nutzungsdauer und Tageszeit bedeutet dies eine mehr oder minder drastische Verteuerung. Das kann so weit gehen, dass ein Kunde, der sich für den Wochenendeinkauf beim Biomarkt einen Greenwheels-Kombi leiht, 8 statt 4 Euro pro Stunde berappen muss. Auch die Kilometerpreise haben sich verdoppelt bis verdreifacht.
Geschäftsführer Birger Holm rechtfertigt das mit betriebswirtschaftlichen Zwängen: Greenwheels habe in Berlin die Geschäfte der Stattauto AG übernommen und dabei „extreme Minusbeträge“ geerbt, die es abzuarbeiten gelte. Den „Schlamassel“ der unrentablen AG wolle man nicht wiederholen. „Wir wollen unsere Mitarbeiter bezahlen“, so Holm, „dazu müssen wir Erträge erwirtschaften.“
Von Neuerungen wie einem teureren Wochenendtarif verspricht Holm sich zudem eine „ökologische Lenkungswirkung“, weil die Fahrzeuge gleichmäßiger ausgelastet würden. Auch beende die Reform einen historisch bedingten Tarifwirrwarr. Dass manche Altkunden jetzt „mit den Zähnen knirschen“, könne er nachvollziehen. Andererseits brauche man Geld, um das Netz von derzeit 70 Stationen in Berlin auszubauen.
Beim Verkehrsclub Deutschland (VCD), der sich für Mobilitätsmodelle wie Carsharing starkmacht, betrachtet man die neuen Tarife mit gemischten Gefühlen. Insbesondere mit den festen Monatsbeiträgen, die nun alle Kunden zahlen müssen, ist Vorstandsmitglied Friedhelm Blume nicht ganz glücklich – auch wenn sie unter bestimmten Voraussetzungen mit dem Verbrauch verrechnet werden.
Unter ökologischen Gesichtspunkten begrüßt Blume, wenn über die Kilometerpreise der Verbrauch verteuert wird. Dass die Zeitpreise steigen, kann er aber auch verstehen: „Sonst sind die Autos viel belegt, und der Anbieter muss mehr Fahrzeuge bereithalten.“ Wem das Auto-Teilen jetzt zu kostspielig wird, dem empfiehlt Blume, einfach zu wechseln: „Wir haben Wettbewerb, und in Berlin gibt es drei Anbieter.“ CLAUDIUS PRÖSSER