christival-gelder : Grenzen der Toleranz
Nicht, dass die Bundesfamilienministerin das Bremer Christival unterstützt, ist ein Skandal. Sondern, dass sie dabei auf jede Kontrolle verzichtet.
KOMMENTAR VON BENNO SCHIRRMEISTER
Nun hatte man bislang annehmen können: Okay, das ist eine Schirmherrschaft. Bloße Symbolpolitik, die versucht, die christlichen Fundamentalisten ein wenig ins rechtsstaatliche Gefüge einzubinden. Aber die Sorglosigkeit von der Leyens erstreckt sich eben auch auf die Finanzierung – sprich: Sie ermöglicht erst, dass diese Veranstaltung stattfindet.
Ein säkulares Staatswesen kann aber kein Interesse an Veranstaltungen haben, bei denen, basierend auf einer präkritischen Bibel-Exegese, Homosexuelle als krank und als von Gott nicht gewollt diffamiert werden, und die zum Hass auf Frauen aufruft, die ihre Schwangerschaft unterbrechen mussten. Es gibt viele Anzeichen dafür, dass das Christival eine solche Veranstaltung ist. Ja fördert denn der Innenminister auch den NPD-Bundesparteitag?
Ein schräger Vergleich? Mindestens die Argumentations-Strategie teilen die christlichen Fundamentalisten mit den Neo-Nazis: Beide berufen sich, zur Verbreitung ihres im Kern freiheitsfeindlichen Gedankenguts, auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit. Es stimmt: Deswegen sind sie zu tolerieren. Aber nicht zu beschirmen. Geschweige denn zu fördern.