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Das letzte Mal in der Stadt war Carla Bozulich allein mit ihrer Gitarre im Vorprogramm der US-Rocker „Wilco“ zu sehen und beeindruckte durch ihre unglaublich präsente Stimme und ihre unverhohlene Expressivität. Carla Bozulich ist das, was man eine Vagabundin nennt: permanentes Unterwegssein ergibt ausgiebiges, expressivstes Songwriting. Solch faszinierende Arrangements wirken auf eine Art schamlos, doch ehe es zu intim wird, ist sie schon längst weitergezogen. Jetzt ist Carla Bozulich wieder mit Band in der Stadt, die heißt so wie ihre vorherige Platte, Evangelista und besteht einer Nomadin angemessen aus wechselnden Gast- und Starmusikern (vor allem das Umfeld ihres Labels „Constellation“ hat da und dort seine Finger im Spiel). Es gilt die neue Platte „Hello Voyager“ vorzustellen: ein großartiges Beispiel dafür, dass amerikanische Rockmusik sich nicht zwangsläufig in Stadion- oder Collegebanalitäten verlieren muss. Gospel Noise mag die Künstlerin als musikalische Verortung angeben und das kommt den metaphysisch aufgeladenen Soundcollagen als Beschreibung durchaus nahe. Im Vorprogramm am Montagabend ist die Atomic Tit Corporation zu sehen, eine Art musikalische Leseperformance der Hamburger Künstler Itty Minchesta und Dr. Legasto. Mo, 5. 5., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30a Kaum noch vorstellbar, wie die Hamburger Techno- und Electroszene überhaupt existieren konnte, ehe vor drei Jahren die drei DJs Lawrence, Julius Steinhoff und Stella aus dem „Dial Records“-Umfeld ihren Laden Smallville in der Hein-Hoyer-Straße eröffneten. Den Erfolg, den sie mit Laden und Label verbuchen können, scheint gerade in Zeiten, in denen die Musikindustrie aus dem Jammertal nicht mehr herauszukommen vermag, wie ein Vorzeigeprojekt des D.I.Y.-Prinzips und führt vielleicht vor Augen, dass Musik heute eben doch immer noch mehr bedeutet, als MP3s herunterzuladen. Nämlich Kommunikation und Zusammentreffen. Dass das seit drei Jahren auf St. Pauli funktioniert, wird am Freitag im Übel & Gefährlich zelebriert, gemeinsam mit dem 40. „Dial“-Release. Fr., 2. 5., 23 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 KERSTIN SCHROEDINGER