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Archiv-Artikel

yildiray bastürk Schwabenschatzi

Leise spricht der Mann, ganz leise. Yildiray Bastürk will nicht viel Aufhebens um seine Leistung an diesem Samstag machen, die Mikros, die sich ihm in den Katakomben des Daimlerstadions entgegenrecken, scheinen ihm eher lästig. Dabei war das schon vom Feinsten, was „Yildi“ gezeigt hatte. Zwei Tore gegen die Frankfurter Eintracht, dazu etliche blitzgescheite Pässe, ständig anspielbar und dauernd unterwegs – genau deshalb hat der VfB Stuttgart den kleinen Türken von Hertha BSC gelockt. Aber da war anfangs nichts zu sehen vom Spielwitz des letzten deutschen Straßenfußballers, wie sie den Bastürk früher im Revier mal genannt haben.

„Man sieht jetzt deutlich, wie wichtig er für uns sein kann“, lobte Armin Veh seinen Spielmacher. Und so was tut der VfB-Trainer ganz selten unmittelbar nach einem Spiel. Bastürk selbst sagte nur bescheiden: „Nun ja, Solos gehören zu meinen Stärken.“ Frankfurts Abwehr bekommt wahrscheinlich immer noch Magenkrämpfe ob solcher Bescheidenheit. Dabei könnte Bastürk auch auf den Putz hauen, schließlich hat er jetzt seine Kritiker überzeugt. Ständige Malaisen mit der Muskulatur hatte er zu Beginn der Saison, die lokale Presse vermutete schon einen Dauerzustand, von dem man vorher hätte wissen können.

Ende Oktober 2007 galt der türkische Nationalspieler jedenfalls als Fehlgriff, jetzt wird er zum Schwabenschatzi. „Es war schon eine harte Zeit“, erinnert sich der 29-Jährige, „es war ja das Schlimmste für mich, nicht spielen zu können, und wenn man dann noch hört, man sei zu anfällig für das Geschäft, dann tut das weh.“ Es nützte ihm nichts, schon mal mit Bayer Leverkusen im Finale der Champions League gestanden zu haben (2002, 1:2 gegen Real Madrid). Auch der Ruf einer Art Zaubermaus im Mittelfeld war weg, die Kreditlinie beim Meister im Abwärtstrend fast schon erreicht. Dann kam Anfang November das 3:1 gegen die Bayern mit einem Traumtor von Bastürk, eine Winterpause ohne Wehwehchen und danach der Aufstieg zur festen Größe im Mittelfeld.

Der Ruhrpottjunge ist jetzt der Kreativkopf des Exmeisters und möchte gerne „mit dem VfB einen Titel holen.“ Das allerdings wird schwer, die Schwaben brauchen so etwa zehn Jahre im Schnitt für einen großen Coup – und dann wäre Bastürk auch schon 40. JÜRGEN LÖHLE