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Archiv-Artikel

die gelben seiten Mahjong statt „Drucktechnik mit beweglichen Lettern“

Chinesische Blogger rätseln, warum ein ferner Krieg ihren Spielen den Rang ablaufen konnte

Die Welt, so die einhellige Meinung, sehe nun China an, dass es sich jede nur erdenkliche Mühe gibt, um die Spiele in Peking mit allen Superlativen zu versehen – zuminest sehe man dies der Eröffnungsfeier an (club2.cat898. com/newbbs): die bombastischste, die grandioseste, die lauteste, die teuerste und die mit den meisten Komparsen, welche ihrerseits am maschinellsten nach der präzisest berechneten Blaupause eines einzigen unsichtbaren Willens von oben alles perfekt zu vollenden versucht haben.

Ob es sich bei den Superlativen aber um Lob oder um Ironie handelt, daran scheiden sich die Geister, vor allem an der Analyse, warum nicht überall die Eröffnungsfeier gebührend mit Ehrfurcht gewürdigt wurde. Obwohl die amtliche Xinhua-Homepage westliche Kommentoren (aus Deutschland sind Spiegel online und Die Welt vertreten) mit eindeutig lobenden Worten für die Show akribisch aufgelistet hat, fragen die einen, warum zum Teufel der Russe Putin Chinas Aufruf zu olympischem Frieden nicht gefolgt sei und georgischen Kriegshandlungen nicht im Sinne des konfuzianischen Slogans begegnet ist, welchen die Komparsen nach Leibeskraft im Chor geschrien hatten: Binnen vierer Meere sind Menschen Brüder. Die anderen fragen weiter: Warum verdient der Krieg im Kausasus mehr Aufmerksamkeit als das Spektakel in Peking? Ob es daran liegt, dass wir Chinesen uns zu wenig angestrengt haben, sodass westliche Zeitungen, anstelle unserer Grandiosität lieber den Krieg im Kausasus auf ihre Titelseite brachten?

Eine andere Erklärung überrascht kaum, eher amüsiert sie: Es liege daran, dass die 22.000 „laowai“ (alte Ausländer, gemeint sind die Journalisten) zu wenig von Chinas alter Kultur verstünden, am wenigsten von dessen symbolischer Aussage. Auf www.people.com wurde darauf hingewiesen, dass manche „laowai“ in der Bildrolle, gebildet aus Menschenmassen und Laserstrahlen, die wogenden Quadrate als Kästchen des Mahjong-Spiels interpretierten – dabei wollte Chinas Starregisseur Zhang Yimo damit doch die großartige chinesische Erfindung „Drucktechnik mit beweglichen Lettern“ illustrieren. SHI MING

Shi Ming, 51, stammt aus Peking und lebt als Journalist in Köln