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Archiv-Artikel

Durchs Skaterparadies

Eine 200 km lange Skatebahn bringt dem Niederen Fläming steigende Touristenzahlen. Auf 200 km Länge kann man auf den vier unterschiedlich langen Rundkursen durch die Landschaft gleiten

VON SUSANNE STORATH

Susanne Heise ist gespannt – sehr gespannt. Die technische Zeichnerin aus Lübeck hat von ihren Kollegen vom Speed-Team Lübeck schon viele begeisterte Erzählungen über die Fläming-Skate gehört. Die Inlineskaterin ist die Erste des Teams, die zum jährlichen Trainingsaufenthalt nach Brandenburg angereist – und auch zum ersten Mal dabei ist. Im Laufe des nächsten Tages wird der Rest der Gruppe, zirka 30 Personen, in ihrer gemeinsamen Unterkunft im Hotel Zum Eichenkranz eintrudeln. Das Hotel liegt etwas außerhalb des Städtchens Luckenwalde im Stadtteil Kolzenburg, direkt an der Fläming-Skate.

Diese Skatebahn ist in Deutschland einzigartig: Auf 3 Meter Breite und 200 km Länge kann man auf den vier unterschiedlich langen Rundkursen durch die Landschaft gleiten. Der Verlauf lehnt sich an ehemalige Landwirtschafts- und Bahnwege an. Außerdem sind Sehenswürdigkeiten und unterschiedliche Pausenstationen miteinander verbunden. Zahlreiche Zubringer und für Skates geeignete Radwege sind angeschlossen. „1995 erzählte ein Verwandter dem damaligen Landrat Peer Giesecke, dass er immer zum Skaten nach Österreich fahre, weil es in Deutschland kein entsprechend gut ausgebautes Wegenetz gibt“, sagt Marlen Hundrieser, Managerin der Fläming-Skate GmbH. „Das weckte den Ehrgeiz von Giesecke.“ Mehr und mehr Leute fanden Gefallen daran, durch das Projekt den Niederen Fläming für Touristen attraktiver zu machen. Man erhoffte sich, wie schon der begünstigte Norden, vom Speckgürtel Berlins etwas abzubekommen. Die EU sagte Fördergelder zu, und so konnte mit dem Bau des ersten Teilabschnitts von Kolzenburg über Jänickendorf zurück zum Ausgangspunkt begonnen werden. Im Juni 2001 feierte man die Eröffnung. Seitdem wurde die Strecke kontinuierlich erweitert.

Das Hotel Zum Eichenkranz ist seit 200 Jahren im Familienbesitz der Kuhlmeys und wird heute vom ältesten Sohn Uwe geführt. Der gelernte Koch hat den Betrieb im Februar 2006 von seinem verstorbenen Vater übernommen. Die Mutter Heidi hilft tatkräftig mit. Durch den günstigen Standort an der Bahn und einen Skateverleih ist das Hotel ein privilegierter Ausgangspunkt für jegliche Skateaktivitäten. Vor allem Anfänger haben es nicht weit zum Rundkurs 2, der auf zirka 12 km Länge nahezu steigungs- und gefällefrei verläuft. Der besonders feine Asphaltbelag der Bahn, auch „Black Ice“ genannt, macht das Fahrgefühl besonders angenehm: Nur ein minimales Vibrieren unter den Fußsohlen ist zu spüren. Fast ohne eigenes Zutun scheinen die Skater mühelos dahinzuschweben – auch an Stellen, wo die Trasse etwas ansteigt.

Für den Nachmittag und Abend des Anreisetages hat das Lübecker Speed-Team die Skate-Arena Jüterborg, etwa 11 km von ihrem Hotel entfernt, angemietet. Diese wurde durch den Umbau eines ehemaligen Reitstadions wegen der bevorstehenden Speedskate-Europameisterschaft im Juni 2005 errichtet. Susanne Heise war bereits dort – natürlich auf ihren Skates – und hat sich die Anlage schon einmal angeschaut. Jetzt ist sie neugierig, ob die Bahn hält, was sie verspricht. „Geplant ist eine Erweiterung der Bahn um einen 500 Meter langen Straßenparcour für Rollski-Biathlon“, sagt Hundrieser. Im Moment wird die Skate-Arena für Trainingscamps, als Austragungsort für Wettkämpfe oder von Firmen und Schulklassen genutzt.

Zweieinhalb Tage durchschnittlich verbringen Fläming-Touristen in der Region. Die meisten sind immer noch Tagesausflügler, dicht gefolgt von Aufenthalten über verlängerte Wochenenden. Doch es gibt auch Familien, die ihren Jahresurlaub hier verbringen. Diese stellen zusammen mit Freundeskreisen und Profiskatern die Hauptklientel dar. Ihnen bietet die Region auch andere Freizeitangebote wie Hochseilgartenklettern, Reiten oder Quadtouren.

Noch wird die Asphaltbahn mehr von Radfahrern genutzt als von Skatern. Gerade Älteren gefällt, dass hier keine motorbetriebenen Fahrzeuge erlaubt sind. Aber auch Einheimischen dient die Fläming-Skate als Abkürzung oder Arbeitsweg.

Inzwischen sind schon erste Sanierungsmaßnahmen nötig, hauptsächlich wegen Wurzelaufbrüchen der Bahn. Diese Arbeiten würden aber schnellstmöglich angegangen, damit sich die Skater keine Schürfwunden – unter Fachleuten „Asphaltflechten“ genannt – zuziehen, versichert Hundrieser.

Mit jedem Ausbau sei es einmal genug, weshalb nur noch zwei Streckenerschließungen in Planung seien, so Hundrieser: die Querverbindung von Fröden bis Prensdorf und davon abzweigend der Weg von Schlenzer nach Reinsdorf. Und wem das noch immer zu wenig Möglichkeiten sind, der muss dann vielleicht doch nach Österreich fahren.

Weitere Informationen unter www.flaeming-skate.de