Stadthalle heißt bald AWD-Dome

Hoch lebe das „knallharte Marketing“: Ein Finanzdienstleister aus Hannover sponsert ab 2005 den Veranstaltungsort und überweist Bremen dafür jährlich „einen höheren sechsstelligen Millionenbetrag“. Wann wird das Weserstadion umbenannt?

Bremen taz ■ Oft passiert es nicht, das die beiden Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) und Hartmut Perschau (CDU) gemeinsam zu einer Pressekonferenz laden. Dass dies gestern Mittag der Fall war, zeugte von einem wahrlich epochalen Ereignis: Der hannoversche Finanzdienstleister AWD steigt bei der Bremer Stadthalle als Sponsor ein und hat sich gleichzeitig die Namensrechte unter den Nagel gerissen: Ab Januar 2005 wird die Bezeichnung „Stadthalle“ durch den kryptischen Anglizismus „AWD Dome“ ersetzt – eine empörte Stellungsnahme der Bremer Domgemeinde lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

Im Gegenzug überweist der europaweit agierende Finanzdienstleister, der nach eigenen Angaben allein für seine Kunden in der Region Weser-Ems etwa eine Milliarde Euro angelegt hat, Bremen jährlich „einen hohen sechsstelligen Eurobetrag“ – dem Vernehmen nach soll der bei knapp 650.000 Euro liegen. Der gestern zwischen AWD und dem Stadthallenbetreiber, der Hanseatischen Veranstaltungs-GmBH (HVG), unterzeichnete Vertrag läuft zunächst über fünf Jahre.

Regierungschef Scherf bejubelte die Firma, die bereits das ehemalige Niedersachsenstadion in Hannover sponsert („AWD-Arena“), als „junges, neues, erfolgreiches Unternehmen, das großen Erfolg und große Umsätze hat“. Man wollen „unter diesem Label eine Erfolgsgeschichte schreiben“, kündigte Scherf an.

„Da sind ganz knallharte Marketingrechnungen hinter“, kommentierte der aus Bremen stammende AWD-Gründer und Vorstandschef Carsten Maschmeyer die Kooperation. Angeblich kennen bereits vier von zehn Deutschen sein Unternehmen. Mit dem Bremer Engagement soll sich der Bekanntheitsgrad weiter steigern. Für den neuen Namen habe man eigens „Marktforscher“ beschäftigt. Vor allem mit Blick auf die „jungen, nachwachsenden Zielgruppen“ habe AWD sich schließlich für das hippe Wort „Dome“ – sprich wahlweise: Doum oder Dom – entschieden.

Auch Wirtschafts- und Kultursenator Perschau äußerte sich gestern pflichtgemäß begeistert: Die Stadthalle werde nach dem Umbau „ein anderes Kaliber sein, eine andere Dimension haben“. Zudem sei er erleichert über die Aussagen des Bremer Landgerichts, mit der es Anfang der Woche eine einstweilige Verfügung des Stadthallen-Architekten Roland Rainer quasi abgeschmettert hatte. „Es kann doch nicht sein, dass wir aus rein urheberrechtlichen Gründen die nötigen Umbaumaßnahmen nicht durchführen dürfen“, sagte Perschau. „Wir dürfen uns doch nicht einmauern in einer Zwangsunterdurchschnittlichkeit, die unserem Standort nicht angemessen ist.“

„Stadthallen“ gebe es in Deutschland doch unzählige, „das allein ist noch kein Markenartikel“, so Perschau. Mit dem „AWD Dome“ könne sich Bremen dem Wettbewerb mit anderen großen Veranstaltungsstätten in der Region stellen, etwa der AOL-Arena in Hamburg sowie der Preussag-Arena in Hannover: „Wir müssen in dieser Liga mitspielen, um internationale Showstars nach Bremen zu bekommen“. Zwischen den Zeilen ließ Perschau erkennen, dass offenbar auch die Zeiten des Namens „Weserstadion“ bald gezählt sein dürften. „Wir gehen davon aus, dass es in einigen Jahren kein Bundesliga-Stadion mehr geben wird, das auf solche Werbeeinnnahmen verzichten wird“, sagte der Senator und verwies auf die „BayArena“ in Leverkusen oder die „AOL-Arena“ in Hamburg.

In welcher Art und Weise das neue, ein bisschen an Zahnpastareklame erinnernde Logo „AWD Dome“ künftig an der umgebauten Stadthalle prangen wird, ist noch nicht abschließend geklärt. „Wir versuchen einen Kompromiss“, kündigte Unternehmer Maschmeyer an: „Es wird natürlich ein Klingelschild AWD geben. Aber niemand soll denken, da wohnt so ein Angeber, größer konnte der seinen Namen gar nicht schreiben.“ Markus Jox