: BLG: Alles, was legal ist ...
Die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) schlägt alles um, was legal ist. Dazu gehören auch Rüstungsgüter – Hauptsache die Kasse stimmt. Die Stadtgemeinde Bremen, die die Aktienmehrheit besitzt, scheint keinen Handlungsbedarf zu sehen.
Die BLG ist für den Haupthafenumschlag im Land Bremen zuständig. Die Firma feierte im Jahre 2002 ihr 125-jähriges Jubiläum. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die BLG von einer relativ lokal begrenzten Firma zu einem international tätigen Konzern gewandelt, was auch in der zum Jubiläum erschienen Festschrift „Zeitsprung“ dargelegt wird. Dort heißt es: „In der Summe präsentiert sich die BLG Logistics Group heute als erfolgreiche Unternehmensgruppe. Mengen- und Umsatzwachstum in allen Bereichen belegen die positive Entwicklung. Aus dem alten Umschlag- und Lagerunternehmen ist die neue BLG Logistics Group geworden. Das standortbezogene Denken wurde überwunden, und die strategische Entwicklung zum Logistik-Provider mit weltweiter Orientierung wird in großen Schritten realisiert.“
Ein Tätigkeitsbereich des Unternehmens wird in der Festschrift jedoch verschwiegen: der Umschlag von Rüstungsgütern. Auf Anfrage leugnen weder der Vorstand noch der Hafensenator, dass die BLG an der Verschiffung von Kriegsmaterialien beteiligt ist. Allerdings geben beide Auskunft weder darüber, welcher Art die umgeschlagenen Rüstungsgüter sind, noch über entsprechende Umschlagsmengen.
Fest steht jedoch, dass ein Teil der deutschen Rüstungsexporte über die Häfen von Bremen und Bremerhaven abgewickelt wird. Als die USA in den Jahren 1990/91 den Krieg am Persischen Golf vorbereiteten, brachten sie viele Kriegsmaterialien aus Deutschland über den Hafen von Bremerhaven mit Hilfe der BLG dorthin.
Die BLG schlägt alles um, was legal ist, betont die Firmenleitung. Das sei Gesetzeslage. Damit versucht die BLG, den Schwarzen Peter an die Politik abzugeben. Dennoch kann sie sich nicht aus der Verantwortung für den Umschlag von Rüstungsgütern stehlen.
Die Gesetze für den Hafenumschlag sind nicht vom Himmel gefallen, sondern von Menschen gemacht worden. Sie lassen sich mit gutem politischem Willen ändern. So wurde schon vor vielen Jahren der Umschlag radioaktiven Materials im Hafen von Lübeck beendet. Die Stadtgemeinde Bremen besitzt mit 50,4 Prozent des Aktienkapitals den größten Teil der BLG. Im Aufsichtsrat sitzen derzeit zwei Mitglieder des Bremer Senats, die Herren Perschau (CDU, Senator für Wirtschaft und Häfen) und Nußbaum („parteilos“, Senator für Finanzen). Bürgermeister Dr. Henning Scherf ist zudem Mitglied des Beirats. Doch ihnen fehlt offenbar der politische Wille, sich dem Frieden zuliebe dafür einzusetzen, dass im Bundesland Bremen keine Rüstungsgüter mehr verschifft werden. Für die BLG wäre das keine große wirtschaftliche Einbuße, da der Rüstungsgüterumschlag verglichen mit dem Gesamtumschlag vermutlich nur gering ist.
Anders als die Friedensbewegung sieht die BLG das Verschiffen von Kriegsmaterial nicht als Makel an, ist allerdings auch nicht besonders stolz darauf. Die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft rühmt sich in ihrer Festschrift, soziale Verantwortung immer sehr ernst zu nehmen. Das sollte sich jedoch nicht nur auf die Belegschaft beziehen, sondern auch auf jene Menschen, die im Ausland durch Waffen aus Deutschland an Leib und Leben bedroht werden können. Soziale Verantwortung heißt auch, am Frieden mitzuarbeiten. Die Einstellung des Rüstungsumschlages im Lande Bremen wäre ein wichtiger Schritt dahin.
Joachim Fischer DFG/VK