: Schlag gegen den Terror in Pakistan
Chalid Scheich Mohammed, der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge vom 11. September, wird festgenommen und an die USA ausgeliefert
von JAKOB SCHLINK
Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, Chalid Scheich Mohammed, ist am Samstagabend in Pakistan festgenommen worden. Nach US-Angaben gilt Mohammed hinter Ussama Bin Laden und dessen Stellvertreter Ayman al-Zawahri als wichtigster Führer des Al-Qaida-Netzwerkes. Nur wenige Stunden nach seiner Verhaftung wurde er an die USA ausgeliefert. Sein jetziger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.
Die Festnahme ereignete sich bei einer gemeinsamen Razzia der US-Bundespolizei FBI und der pakistanischen Sicherheitskräfte in Rawalpindi unweit der Hauptstadt Islamabad. Außer Mohammed wurden zwei weitere Al-Qaida-Verdächtige festgesetzt. Dabei handelt es sich nach Angaben des Senders CNN um den Pakistaner Abdul Qudoos Khan, ein Mitglied der religiösen Partei Jamaat Islamiyah, und eine weitere Person, über die bisher nichts bekannt ist. Nach Angaben der Behörden wurden die Verhafteten im Schlaf überrascht und leisteten keinen Widerstand.
Scheich Mohammed steht schon lange auf der Fahndungsliste der USA. Gemeinsam mit Ramzi Yousef, dem Drahtzieher des ersten Anschlags auf das World Trade Center von 1993, hat er einem Bericht der New York Times zufolge bereits 1995 auf den Philippinen eine Terrorgruppe angeführt. Zusammen planten sie, zwölf Passagierflugzeuge in die Luft zu sprengen und eines in das CIA-Hauptquartier in Washington stürzen zu lassen. Die Anschlagsserie konnte jedoch verhindert werden, und einige Gruppenmitglieder wurden verhaftet. Sowohl Yousef als auch Mohammed gelang allerdings die Flucht.
Bis 1998 soll Mohammed dann Anschluss an Ussama Bin Ladens Al-Qaida-Netzwerk gefunden haben. Schnell stieg er dort zu einem der Chefplaner für Terroranschläge auf. Diese Entwicklung wurde vom US-Geheimdienst wohl lange Zeit nicht bemerkt. Im Untersuchungsausschuss des US-Kongresses zu den Terroranschlägen am 11. September musste sich die CIA dementsprechend Kritik anhören, den wachsenden Einfluss Mohammeds innerhalb des Al-Qaida-Netzwerks nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Gemeinsam mit Ramsi Binalshibh übernahm Mohammed letztes Jahr in einem Interview mit dem katarischen Fernsehsender al-Dschasira die Verantwortung für die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington, bei denen rund 3.000 Menschen ermordet wurden.
Auch in das Attentat in Djerba im letzten Jahr, bei dem 19 Menschen getötet wurden, ist Mohammed wahrscheinlich maßgeblich verwickelt. Er telefonierte nur wenige Stunden vor der Explosion in dem tunesischen Touristenort mit dem mutmaßlichen Attentäter Nizar Naouar, wie die deutschen Behörden berichteten.
Ansonsten ist über Mohammed wenig bekannt. Der Terroristenführer, auf dessen Ergreifung 25 Millionen Dollar ausgesetzt sind und der unter zahlreichen Decknamen bekannt ist, gilt als Meister im Verstecken und Vertuschen. Selbst sein Geburtsjahr steht nicht fest: 1964 oder 1965 wurde er laut New York Times in Kuwait als Sohn pakistanischer Eltern geboren. Der erste Kontakt Mohammeds mit terroristischen Gruppen soll zustande gekommen sein, als er nach dem Ingenieur-Studium in den USA als Freiwilliger gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan kämpfte.