Neue Platten : Auf „Kaltes Frühstück“ kommt Sebastian Fischer mit Zoten und meint damit wohl Sexyness
Weiß der Teufel, wie Sebastian Fischer zu seinem Yves-Montand-Vergleich (die Süddeutsche schenkte ihn ihm) gekommen ist: Bis auf den Umstand, dass bei beiden als Profession Schauspieler zu vermerken ist, Schauspieler, die dazu singen, gibt es nichts Verbindendes. Aber das Geschäft des Journalisten ist der Vergleich, und deswegen darf man vielleicht den jungen André Heller in die Runde bitten, der auch mit der poetischen Federboa gewedelt hat, um die Stimmung hinterrücks wieder platt zu sitzen. Bei „Kaltes Frühstück“, der Platte von Sebastian Fischer, passiert das in hübscher Regelmäßigkeit; nicht nur, weil der Schweizer, seit Jahren in Berlin lebende Sänger in den Texten gern Worte wie Arsch verstaut. Stimmungsfragen. Schlager will man ja nicht sein. Sondern Chanson, die große Geste, die ganz lässig wirken soll. Als hätte man die Hände noch in den Hosentaschen. Ein wenig schelmisch auch, und die Lyrik doch mit dem abgespreizten Finger niedergeschrieben. „Die Zigaretten krümmen sich wie tote Raupen in dem Aschenbecher drin. / Das Ende der Croissants schaut als brauner Eisberg aus dem kalten Kaffee raus“, heißt es im Titelstück, aber eigentlich mündet das meiste nur in Pennäler-Protzgeschichten, in denen sich der Ich-Erzähler etwa luststrotzend durch einen Kinosaal kugelt. Keineswegs aber explicit lyrics. Das ist einfach blödes Geschwätz, so locker aus der Unterhose geholt, dass man sich fragt, ob das wirklich ernst gemeint sein kann. Muss es aber wohl. Denn sonst hätte sich Fischers Band mit der Musik nicht so anstrengen müssen; die swingt und hat Überblick. Auch einige Sätze von Wolf Wondratschek („und abends zuschauen, wie sich Lana Turner in Robert Mitchum verliebt“) dürfen sich in dem Umfeld geradezu als Kunst erheben. Schön weiter die zwei Interpretationen von Liedern von Barbara, eines davon ins Deutsche geholt. Nicht viel. Aber immerhin. TM