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Archiv-Artikel

Vom Krieg bis zum Hering

Kommenden Donnerstag beginnt die Leipziger Buchmesse: Neue Bücher von taz-Autoren

Hans von Sponeck, Andreas Zumach: „Irak. Chronologie eines gewollten Krieges“. Kiepenheuer & Witsch, Köln, 7,90 Euro.

Die Vorgeschichte des drohenden Kriegs gegen den Irak beginnt lange vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Das wichtigste Kriegsziel ist die geopolitische Neuordnung des Mittleren Ostens sowie die Sicherung der US-amerikanischen Vorherrschaft in dieser ölreichen Region, lautet die These von taz-Korrespondent Andreas Zumach und Hans von Sponeck. Die Mitverantwortung der USA und anderer Länder für die Aufrüstung des Regimes von Saddam Hussein mit Massenvernichtungswaffen, für seinen Völkermord und seine Kriegsverbrechen wurde seit dem letzten Golfkrieg erfolgreich verdrängt.

Peter Böhm: „Oh, Mama Afrika! Einmal quer durch den Kontinent“. BoD, 344 Seiten, 18,80 Euro.

taz-Korrespondent Peter Böhm reiste sechs Monate lang quer durch den afrikanischen Kontinent, immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln, unter denselben widrigen Umständen wie die einheimischen Reisenden. Herausgekommen ist ein Reisebuch voller bizarrer Begegnungen und Eindrücke aus afrikanischen Regionen und Situationen, in die sich nur selten ein weißer Fremder verirrt.

Frank Schäfer: „Harte Kerle“. Oktober Verlag, 172 Seiten, 14 Euro.

Frank Schäfer, taz-Autor für „Kultur“ und „Wahrheit“, hat sich harter Kerle angenommen: Helden wie Spider-Man oder Neil Young, Schreihälsen wie Motörhead, Revoluzzern wie Georg Forster, Verbrechern wie dem ersten Rassisten Christoph Meiners. Schäfer gibt sich jovial im Ton, aber ehern in der Sache. Und so ist hier ein unterhaltsames, ironisch kommentiertes Panoptikum der Viriliät und gelegentlich auch des Machismos entstanden, das Exponenten aus Hoch- und Popkultur gleichermaßen rekrutiert.

Andreas Gläser: „Der BFC ist schuld am Mauerbau. Ein stolzer Sohn des Proletariats erzählt“. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin, 220 Seiten, 7,50 Euro.

Ein liebenswerter und witziger Episodenroman über ein Leben als „stolzer Sohn des intellektuell unterbelichteten Proletariats“ in der Hauptstadt der DDR und im wiedervereinigten Berlin. In der Titelerzählung beschreibt Gläser seine Laufbahn als Anhänger der (un)beliebten Dynamos. Er erzählt vor allem schillernd und kurios die Geschichte der DDR aus Fanperspektive.

Andreas Merkel: „Das perfekte Ende. Ein Berlin-Roman“. Chili im Arena-Verlag 2002, 152 Seiten, 7,90 Euro.

taz-Autor Andreas Merkel erzählt die Dreiecksgeschichte von Wilberg, Lou und Kristofer. Die Frage, was es einen kostet, wenn man jemanden liebt, wird dabei für alle drei tragisch beantwortet. „Merkel ist ein guter Beobachter. In kurzen dichten Sätzen erzeugt er Spannung und manch beklemmenden Wiedererkennungseffekt“, lobt die Berliner Zeitung.

Helmut Höge, Wladimir Kaminer: „Helden des Alltags“. Goldmann Manhattan, München, 159 Seiten, 14,90 Euro.

„Kaminers prosaische Snapshots sind in einer schnörkellosen Sprache verfasst und von hintergründigem Witz“, so die Süddeutsche Zeitung über die neuen Geschichten des Bestsellerautors („Russendisko“). Garniert werden sie mit Fotos aus dem Archiv von taz-Autor und Kaminer-Entdecker Helmut Höge.

Heide Platen: „Mensch, Tier! Von Bestien, Biestern und Kuscheltieren“. Hirzel Verlag, Stuttgart, 176 Seiten, 19,80 Euro.

Warum sind Tiere so faszinierend? Weil der Mensch Hund oder Spinne, Laubfrosch oder Schaf eine bestimmte Bedeutung zuweist. Heide Platens Tier-Reportagen handeln deshalb nicht von Tieren, sondern von menschlichen Regungen wie Liebe, Abscheu oder Bewunderung.

Michael Rudolf: „Morgenbillich. Die Wahrheit über Holger Sudau“. Oktober Verlag, Münster 2003, 220 Seiten, 17 Euro.

Michael Rudolf erklärt endlich, wer Holger Sudau bis zu seinem rätselhaften Verschwinden, 1990, wirklich gewesen ist. Nämlich der Vater der unsterblichen „Kunstlederstrumpfgeschichten“, ein riesengroßer Schlauberger, der Protagonist einer aussterbenden Gattung – der Universaltölpel, der Torkelnde zwischen den Welten. Kurz: ein Mann mit 999 Gesichtern, ein „Arnold Hau der DDR“.

Susanne Fischer: „Unter Weibern“. Suhrkamp Taschenbuch, Frankfurt/Main 2003, 120 Seiten, 7 Euro.

Zwölf Frauen und ein Mann jagen dem Leben hinterher. Mit aggressivem Witz erzählt die Wahrheit-Kolumnistin Susanne Fischer von der anstrengenden Gratwanderung zwischen herzerwärmender Sentimentalität und kaltem Selbstmord, die der Alltag einer aufgeklärten Frau stets aufs Neue abverlangt. Und vom Sex, den sowieso immer nur die anderen haben.

Peter Köhler (Hrsg.): „Das Leben ist ein Hering an der Wand. Jüdische Witze“. Reclam Leipzig, 160 Seiten, 7,90 Euro.

Was ist der besondere Witz der Juden? Karl Julius Weber (1767–1832) meint: „Noth lehrt den Menschen schärfen, der Schacher Verschlagenheit, und Druck, Verachtung und Misshandlung machen satyrisch und witzig.“ Die von Wahrheit-Autor Peter Köhler zusammengestelle Sammlung jüdischer Witze vereint alte Schätze, die teilweise in Vergessenheit geraten sind, genauso wie die neuesten Schöpfungen jüdischen Humors.