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Archiv-Artikel

vor gericht Die Wachmänner und …

… der Aktivist

Am 28. September 2001 wurde der Chef der Bürgerinitiative verletzt. Die Männer haben ihn angegriffen, sagt der 64-jährige Flughafengegner. Ein zertrümmertes Handgelenk und eine Knieverletzung hat er von dem Zusammentreffen davongetragen. Die Tat ereignete sich vor einer Veranstaltungshalle in Köpenick, in der an jenem Tag das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau des Flughafens Schönefeld zu Ende ging. Und jetzt können natürlich Leute kommen und behaupten, dass das kein Zufall sein kann, wenn vier Wachleute einer Sicherheitsfirma den Chef der Bürgerinitiative außer Gefecht setzen an so einem Tag.

Ob es tatsächlich so gewesen ist, das sollte gestern ein Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten klären. Alle Parteien sind dafür aus den Außenbezirken angereist: die vier angeklagten Wachmänner, der Chef der Bürgerinitiative, ein paar befreundete Flughafengegner, die sich in den Verhandlungspausen gegenseitig mit mitgebrachten Broten und Getränken versorgen.

Die Angeklagten sind kräftige junge Kerle, und schnell zeigt sich, dass es für sie bei der Angelegenheit damals vor der Stadthalle wohl eher um die Demonstration körperlicher Überlegenheit ging als um einen politischen Akt. Zwei Schülerinnen hatten an jenem Nachmittag versucht, ein Transparent mit in die Halle zur Anhörung zu schleusen. Die Security-Angestellten hatten dies nicht erlaubt, weil „eine Verletzungsgefahr bestand“, erklärt einer der Angeklagten dem Richter. Dann sei Ferdinand B., der Leiter der Bürgerinitiative, gekommen und habe versucht, „wie ein Footballspieler mit dem Transparent durchzubrechen“. Er habe getobt und geschrien, die Wachmänner als „Lumpenhunde“ beschimpft. Den Kollegen habe er an der Uniform gerissen und gegen das Schienbein getreten. Dabei habe B. das Gleichgewicht verloren und sei hintenübergefallen. „Denn wissen Sie, ich bin kräftiger als er.“ Die Verletzungen habe sich B. also selber zuzuschreiben.

Die Flughafengegner auf der Zuschauerbank zischen und lachen theatralisch und wirklich kann man sich so ein Verhalten kaum vorstellen bei dem älteren Herrn B. Die Männer hätten ihn geschubst, sagt B., er sei zwei Meter durch die Luft geflogen, einer von ihnen habe sogar noch gelacht.

Bis es zu einem Urteil kommt, müssen noch Zeugen gehört werden. Die meisten von ihnen sind in der Bürgerinitiative aktiv. Nächsten Donnerstag wird der Prozess fortgesetzt. KIRSTEN KÜPPERS