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Archiv-Artikel

Statt im Bus kommen Bücher jetzt per Bote

Nach der Stilllegung der Bücherbusse schnürt die StadtBibliothek Köln „Lesepakete auf Bestellung für Kinder bis 12 Jahren“. Dafür müssen sich zwei Familien zusammentun. Wer beliefert werden will, muss vier Euro berappen

KÖLN taz ■ Seit dem 1. Januar dieses Jahres stehen die vier Bücherbusse der StadtBibliothek ungenutzt in ihrer Garage. Bislang fand sich zudem kein Käufer für die speziellen Fahrzeuge. Pech für die Stadt, die so Geld sparen beziehungsweise einnehmen wollte. „Die Busse waren sehr stark frequentiert“, bedauert der Leiter der StadtBibliothek, Horst Neißer. Damit der Wegfall der 70 Haltepunkte nicht so schmerzt, bietet er den „besonders betroffenen Kindern“ jetzt „Lesepakete“ an.

Hierbei handelt es sich um Kisten, in denen jeweils bis zu 40 Bücher aus dem Bestand der Busbibliothek zusammengestellt sind. Die Pakete können direkt in der nächsten Filiale der StadtBibliothek abgeholt oder auf Wunsch gegen eine Gebühr von je vier Euro geliefert und nach acht Wochen wieder abgeholt werden. „An den Kosten wird es nicht scheitern“, ist sich Horst Neißer sicher. Die gesamte Koordination und der Transport der Lesepakete basieren auf dem freiwilligen und ehrenamtlichen Einsatz der Mitarbeiter der StadtBibliothek. Obwohl durch die Einstellung des Bücherbusbetriebes 16 Stellen gestrichen wurden, gibt es keine zusätzliche Stelle für das neue Projekt.

Um ein Lesepaket ausleihen zu können, müssen sich mindestens zwei Familien zusammentun. Nach Neißers Vorstellung soll „Selbsthilfe in den Familien entstehen“, indem die Bücher ausgetauscht werden, Eltern mit ihren Kindern über Literatur sprechen und sich gegenseitig vorgelesen wird. Ob sich dieses Vertrauen in die integrative und kommunikative Kraft der Literatur in der Realität umsetzen lässt, muss sich noch zeigen. Denn im Leseclub der StadtBibliothek verspürte man zwar bisher viel Interesse seitens der Eltern, machte andererseits aber die Erfahrung, dass die Familien Unterstützung bei der Literaturvermittlung benötigen.

Bis jetzt verlangt die Aktion Lesepakete viel Improvisationstalent und Engagement von allen Beteiligten. Auch Bibliothekschef Neißer ist sich darüber im Klaren, dass die Lesepakete kein Ersatz für die Bücherbusse, sondern nur eine Notmaßnahme sein können. Für alle anderen immobilen Leserinnen und Leser, die älter als 12 Jahre sind, ist zudem noch keine Lösung in Aussicht. Jessica Düster