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Archiv-Artikel

BERLINER PLATTEN Das ist einfach mal gute Musik

Bereits in die dritte Runde geht „4 Women No Cry“, die Serie der kleinen tapferen Berliner Vorzeigeplattenfirma Monika. Wieder mal hat Labelchefin Gudrun Gut vier musizierende Frauen aus vier verschiedenen Ländern auf einer CD versammelt.

Lucrecia kommt aus Kolumbien und spielt träumerischen Indiepop, gelegentlich erweitert von ein paar elektronischen Einsprengseln. Für Weird Folk ist es ein bisschen zu brav, für eine Soundtapete zu wenig monoton. Bösartige synthetische Landschaften fertigt dagegen Manekinekod, die aus Athen stammt, eigentlich Eleni Adamopoulou heißt, als Musiklehrerin ihre Brötchen verdient und in ihren detailverliebten, weitgehend instrumentalen Tracks vornehmlich das Gefühlsspektrum zwischen Klaustrophobie und ganz übler Klaustrophobie abschreitet. Zwar auch zum Atonalen neigend, aber ganz und gar nicht gruselig pluckern und tuckern die fünf Tracks von Julia Holter aus Los Angeles daher. Mal klingt das wie ein stolperndes japanisches Schulmädchen, dann wie eine endlich zur Selbstverarsche fähige Celine Dion oder einfach wie eine am Lebkuchenhäuschen hängen gebliebene Schallplatte: Sehr surreal jedenfalls, und Holter muss wohl entdeckt haben, wie man Distickstoffmonoxid zum Klingen bringt. Liz Christine aus Rio de Janeiro dagegen erforscht die Geheimnisse der Monotonie und was Haustiere dazu beitragen können: Ihre Tracks rotieren schabend im Kreis, aber dieser Industrial-Dub wird kontrastiert mit Samples von Katzen und Hunden. Das klingt, und man muss das mal sagen trotz der grundsätzlich feministischen Idee hinter „4 Women No Cry“, ziemlich weiblich.

Die Mission der Reihe jedoch, nämlich zu beweisen, dass elektronische Musik nicht reserviert ist für nerdige Jungs, ist längst erfüllt. Nun, mit Folge 3, gibt es nur noch ein Argument: Das ist gute Musik. THOMAS WINKLER

„4 Women No Cry Vol. 3“ (Monika/Indigo) Lucrecia, Manekinekod, Julia Holter spielen mit Dorit Chrysler u. a. bei „7 Women No Cry“ zur Eröffnung des Worldtronics-Festival im Haus der Kulturen der Welt, Mi, 20 Uhr. 13/10 €