SPD-internes Tauziehen um Intendanten

Schon im Juni war die Rundfunkratsvorsitzende um die Verlängerung des Glässgen-Vertrages gebeten worden

Die Rundfunkratsvorsitzende Eva-Maria Lemke-Schulte (SPD) hat gestern in einem Brief an die Mitglieder ihres Aufsichtsgremiums erklärt, warum sie am 13. November die Unwahrheit gesagt hat. Gibt es einen Brief des Radio Bremen Intendanten Heinz Glässgen, in dem der seinen „Entschluss“ mitteilt, im Dezember, und damit neun Monate vor seinem altersbedingten Ausscheiden, sein Amt zur Verfügung zu stellen? Das war damals die Frage. „Es gibt keinen Brief,“ hatte Lemke geantwortet.

Das ist offensichtlich unwahr. Es gäbe einen Brief vom 30. September, bestätigt sie nun. Der sei aber an ihre Privatadresse gerichtet gewesen und Glässgen habe um „absolute Vertraulichkeit“ gebeten. Daran habe sie sich gehalten – und sei nun verwundert, wie der Brief in die Öffentlichkeit kommen konnte.

Schon am 1. Juni hatte Theo Schlüter, ein Intimus von Glässgen, Lemke-Schulte mit Hinweis auf die gemeinsame Parteimitgliedschaft gebeten, „darüber nachzudenken, den Vertrag mit Heinz Glässgen wenigstens um zwei Jahre zu verlängern“. Schlüter hatte auch ein Gespräch mit dem Bürgermeister zu dem Thema. Offenbar hat Glässgen seinen Brief erst geschrieben, als deutlich war, dass der Vorstoß von Schlüter ohne Resonanz blieb: Das sei ein „nettes und freundliches Gespräch“ gewesen mit Böhrnsen, „aber das war’s dann auch“, berichtete Schlüter am 29. September dem SPD-Landesvorsitzenden Uwe Beckmeyer. Am Tag danach schrieb Glässgen an Lemke-Schulte.

Während Schlüter den Intendanten in höchsten Tönen dafür lobt, dass der „ausgebufft mit der ARD verhandelt hat“, sieht man das außerhalb Bremens offenbar differenzierter. Zum Beispiel kam im Bremer Rathaus eine Anfrage aus der ARD an, warum Glässgen auf einer ARD-Sitzung, bei dem es um mehr Geld für die kleinen Anstalten ging, nicht – wie etwa der Saarländische Rundfunk – im Interesse der kleinen Sender votiert habe. An der Saar sorgte das offenbar für Irritationen gesorgt.

Im Kölner Stadtanzeiger wurde jüngst der nordrheinwestfälische SPD-Landtagsabgeordnete und Medienpolitiker Marc Jan Eumann für den Bremer Intendantenposten ins Spiel gebracht. Von solchen Spekulationen hält die grüne Medienpolitikerin Anja Stahmann nichts: „Wir suchen einen ausgewiesenen Journalisten und keinen Parteipolitiker“, meint sie. kawe