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Archiv-Artikel

Polizei legt Friedensfeuer

Vor dem 1. Mai kündigt die Polizei weitgehende Zurückhaltung an. Offizielles Walpurgisfeuer im Mauerpark. 18-Uhr-Demo mit neuer Route. Charlottenburg kämpft mit Besen gegen braunen Dreck

von SUSANNE LANG, FELIX LEE und PLUTONIA PLARRE

So friedfertig hat sich die Polizei noch nie im Vorfeld eines 1. Mai gegeben. „Das Konzept der ausgestreckten Hand hat sich bewährt“, sagten Polizeipräsident Dieter Glietsch und die hochrangigen Polizeiführer Alfred Markowski und Michael Knape gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. Man wolle die im Vorjahr erprobte Deeskalationsstrategie fortsetzen. Es gebe kein Patentrezept gegen Krawalle. Aber die Polizei werde das Ihre tun, um nicht noch Öl ins Feuer zu gießen. Und es kam noch besser: „Das beste Einsatzmittel zur Konfliktlösung ist die Sprache.“ Oder: „Zurückhaltung ist keine Schwäche, sondern intelligente Deeskalation.“

Bei den 67 Veranstaltungen, die für die Walpurgisnacht am 30. April und den Tag der Arbeit am 1. Mai angemeldet sind, sind rund 7.500 Polizisten im Einsatz, 2.800 davon aus anderen Bundesländern. Solange alles friedlich bleibe, würden sich die Beamten ausgesprochen zurückhalten, sagte Glietsch. Bei Ausschreitungen und Plünderungen kenne die Polizei aber kein Pardon und werde „noch schneller als im Vorjahr“ zur Stelle sein.

„Wir wollen eine andere Kultur des miteinander Umgehens erreichen“, erklärte Markowski, der den Großeinsatz leitet. Die vielfältigen Initiativen auf Bezirksebene – Straßenfeste und Kulturveranstaltungen in Kreuzberg, Friedrichshain und Prenzlauer Berg – würden daher ausdrücklich begrüßt. Man hoffe, dass die Anwohner als friedvolle Masse dominierten. Knape, der in den Walpurgisnacht den Einsatz leiten wird, wies darauf hin, dass es im Mauerpark diesmal ein offizielles Walpurgisfeuer geben werde. Andere seien illegal und würden nicht geduldet, wenn sie von der Feuerwehr als gefährlich eingestuft würden, sagte Knape mit Blick auf den Boxhagener Platz in Friedrichshain. Brennende Autos würden keinesfalls geduldet, fügte Glietsch hinzu.

Auf ein gutes Gelingen hofft auch das Vorbereitungsbündnis der Revolutionären 1.-Mai-Demonstration um 18 Uhr. Deren Route wurde erst gestern genehmigt. Die Polizei wollte es nicht zulassen, dass der Protestzug am Auswärtigen Amt und an den Glasfassaden der Friedrichstraße vorbeizieht. „Wir bewerten es dennoch als Erfolg, weiterhin durch Mitte nach Kreuzberg ziehen zu können“, sagte Miriam Zimmermann, Sprecherin der linksradikalen Gruppe K & P (Kritik und Praxis). Sie dürfen jetzt vom Rosa-Luxemburg-Platz über Karl-Marx-Allee und Schilling-Brücke zum Lausitzer Platz ziehen. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 10.000 Teilnehmern.

Handgreiflichkeiten kündigte unterdessen die Berliner Initiative „Europa ohne Rassismus“ an. Der Zusammenschluss aus Gewerkschaften, Kirchen, Parteien und anderen Insitutionen gegen Rassismus hat zu einer Besendemonstration gegen den NPD-Aufmarsch in Charlottenburg aufgerufen. „Mit Besen bewaffnet“, so Dieter Scholz, Vorsitzender des DGB Brandenburg-Berlin, sollten alle Bürger die „braune Pest aus der Stadt fegen“. All diejenigen natürlich ausgenommen, die auf der Gewerkschafts-Kundgebung vor dem Roten Rathaus sind.

Die Idee entstand in der Bezirksverordnetenversammlung, wie deren Vorsteherin Marianne Suhr berichtete, und wird von der Bezirksbürgermeisterin unterstützt. Ziel sei es, den öffentlichen Raum für die Demokratie zu besetzen und die Straßen von dem „braunen Dreck“ zu säubern. Symbolisch natürlich – und erst wenn die Nazis durchmarschiert sind.

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