: Osterholzer Erlebnisgesellschaft
Was geschieht auf dem Gelände von Radio Bremen an der Hans-Bredow-Straße? Der Weserpark liebäugelt mit einer Dependance, will dort aber nicht Konsum sondern den „Erlebnisfaktor“ stärken. CDU-Neumann definitiv gegen Einzelhandel
Bremen taz ■ Ein riesiger Selbstbedienungs-Discounter, der Verkehr aus der ganzen Stadt und dem Umland ins kleine Quartier Osterholz saugt – das ist die Horrorvision für das frei werdende Radio Bremen-Gelände an der Hans-Bredow-Straße. Vor dem Hintergrund eines Gutachtens hat jetzt aber CDU-Landeschef Bernd Neumann diese Vision ins Reich der Albträume verwiesen. „Für die Fläche muss es eine verträglichere Nutzung geben“, so sein Votum beim Ortstermin in Osterholz.
Hintergrund der Neumannschen Überlegung ist ein Gutachten, das im Auftrag des Senats prüfen sollte, welche Nutzungen der Stadtteil denn überhaupt vertrüge. „Das Ergebnis ist klar: Wir sind, was Einzelhandel angeht, total ausgelutscht“, formuliert salopp der Osterholzer Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter mit Blick auf den benachbarten Weserpark und die mit öffentlichem Beistand aufgemöbelte ‚Berliner Freiheit‘. Nicht zuletzt würde ein SB-Riese die Umlandgemeinden Achim und Oyten verprellen – sehr unvorteilhaft für die regionale Kooperation.
Auf seiner Sitzung am Donnerstagabend appellierte der Beirat daher an Senat und Bürgerschaft, die Veräußerung der Fernseh-Fläche im Radio Bremen-Besitz möge sich nicht am „größtmöglich zu erzielenden Preis“ orientieren. Und da fangen die Probleme an.
Der Verkauf der rund sieben Hektar ist für Radio Bremen ein elementarer Baustein bei der Finanzierung des Umzugs ins Faulenquartier. Neben einer Strukturhilfe der ARD von 64 Millionen Euro sind dafür 20 Millionen aus dem Grundstücksverkauf eingeplant. Bernd Neumann, selbst Mitglied im Rundfunkrat, sieht es so: „Wenn ein stadtverträglicher Verkauf weniger Geld bringt, muss der Umzug eben für 80 statt 85 Millionen über die Bühne gehen.“ Und die SPD versichert, sie werde sich „auf jeden Fall für eine ortsfreundliche Lösung einsetzen“, so Fraktionsgeschäftsführer Martin Prange. „Der Preis ist nicht automatisch unsere Sache.“
Das wiederum sieht der Sender ganz anders. „Unsere Kalkulation ist sehr knapp, da kann man nicht ein paar goldene Wasserhähne weglassen“, so Programmdirektor Dirk Hansen. Und: „Herr Neumann kennt doch die Kalkulation aus dem Rundfunkrat“. Und: „Es steht die Frage dahin, ob das alles dann überhaupt machbar ist.“
Nach Auskünften des Senders gibt es Bieter, die die erforderliche Summe bezahlen würden. „Am meisten bieten natürlich die, die eine erhebliche Änderung des Planungsrechts erfordern“, so Hansen. Gemeint sind eben jene Einzelhandelsriesen, die Beirat und Politik nicht wollen. Mit einem kategorischen Nein haben aber Politiker aller Couleur bereits ausgeschlossen, dem Sender bei der Finanzierung mit weiteren öffentlichen Mitteln zur Seite zu stehen. Gerüchten, wonach etwa die landeseigene Bremer Investitionsgesellschaft dem Sender die einkalkulierte Summe zahlt um das Grundstück dann zu einem niedrigeren Preis an einen stadtverträglichen Nutzer zu verkaufen, werden dort heftig dementiert: „Der Verkauf ist allein Radio Bremen-Sache“, betont Sprecher Lutz Ruminski.
Andere Nutzer, die aber offensichtlich nicht den Höchstpreis bezahlen wollen gibt es indes schon: Der Weserpark selbst hat Interesse für das Gelände signalisiert und will dort eine Erweiterung seines Angebots vornehmen. Allerdings nicht auf dem Einzelhandels- sondern auf dem Erlebnissektor. Helmut Garber, Geschäftsführer der Wellness-Oase: „Dieser Bereich ist am Standort noch unterrepräsentiert. Sollten wir für die Fläche ins Spiel kommen, werden wir dort kreativ für eine runde Sache sorgen.“ Elke Heyduck