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Archiv-Artikel

Polen soll im Irak Frieden sichern

Die USA wünschen sich Hilfstruppe aus dem neuen Nato-Staat. Polen sagt zu. Zahlen sollen die USA

WARSCHAU taz ■ Polen soll den Oberbefehl über einen von drei Militärsektoren im Irak übernehmen. Rund 10.000 polnische Soldaten, so wünscht man sich in Washington, sollen möglichst bald in den Nordirak kommen und dort den Frieden sichern. Jerzy Szmajdziński, Polens Verteidigungsminister, hat die sofortige Entsendung von rund 1.000 Soldaten bereits zugesagt. Er ist gestern in die USA aufgebrochen, um über weitere Einzelheiten der Besatzungs- und Friedenspolitik im Irak zu verhandeln. Schon Außenminister Włodzimierz Cimoszewicz hat aber am Wochenende auf dem Treffen der EU-Außenminister in Griechenland klar gemacht, dass Polen gar nicht das Geld habe, um 10.000 Soldaten für einen längeren Zeitraum in den Irak zu schicken. Möglich sei ein solcher Einsatz nur dann, wenn die Amerikaner die Kosten dafür übernähmen. Doch warum gerade Polen? Was macht das noch junge Nato-Land für die USA so interessant?

Polen nimmt bereits seit zwölf Jahren die diplomatischen Interessen der USA im Irak wahr. Mit Beginn des damaligen Golfkrieges hatten die USA ihre Botschaft im Irak geschlossen und alle amerikanischen Diplomaten aus dem Land abgezogen. Da Polen bereits seit den 70er-Jahren gute Beziehungen zum Irak unterhielt, war der osteuropäische Reformstaat der ideale Partner für die USA. Dass Polen im Irakkrieg auf Seiten der USA stehen würde, schien den amerikanischen und polnischen Politikern nur konsequent.

Doch Polen kann noch ein anderes Pfund in die Waagschale werfen. Zu Zeiten des Kalten Krieges hatte der Ostblock intensive Beziehungen zu den „arabischen Bruderstaaten“ unterhalten. So haben von den 70er-Jahren an bis heute bis zu 80.000 Polen im Irak gearbeitet, als Ingenieure Brücken und Straßen geplant, als Mediziner Krankenhäuser eingerichtet, als Techniker Ölraffinerien und Zuckerfabriken gebaut. Zur gleichen Zeit studierten viele Iraker in Polen, so dass ein großer Teil der heutigen Elite Iraks nicht nur Polen kennt, sondern auch Polnisch spricht. Das Verhältnis zwischen Irakern und Polen ist daher freundlich. Man kennt und schätzt sich.

Wichtig für die Amerikaner ist auch, dass die polnische Gesellschaft den Wandel von Diktatur zu Demokratie selbst durchlebt hat und Erfahrungen zum Aufbau der Demokratie im Irak beisteuern kann. GABRIELE LESSER