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Archiv-Artikel

IRAK: EINE SICHERHEITSPARTNERSCHAFT AUSGERECHNET MIT DEM IRAN? Es geht nicht nur um Terrorgruppen

Wer hinter den Anschlägen im Irak steckt, ist nicht bekannt. Aber das Ziel ist eindeutig: Das Land soll nicht zur Ruhe kommen, und es soll der Nachweis erbracht werden, dass die Besatzungsmächte nicht in der Lage sind, Ordnung zu schaffen. Man kann lange rätseln, wer von einem Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten, Kurden und Arabern profitieren würde. Mag sein, dass die Anhänger Saddam Husseins ihren Rachegelüsten freien Lauf lassen und Mitglieder von al-Qaida das Feuer gegen die USA schüren wollen, aber das reicht für eine befriedigende Erklärung nicht aus. Denn die Interessen, die im Irak aufeinander prallen, lassen sich nicht allein terroristischen Splittergruppen zuordnen. Sieht man von den USA und ihren Verbündeten ab und klammert man auch die EU und Russland aus, bleiben immer noch die arabischen Staaten, Israel, die Türkei und der Iran, für die das Schicksal Iraks eine enorme Bedeutung hat.

Nehmen wir als Beispiel den Iran. Für die dort herrschenden schiitischen Islamisten wäre ein rascher Erfolg der USA äußerst bedrohlich gewesen. Denn dann wären die Amerikaner vermutlich in den nächsten „Schurkenstaat“ einmarschiert. Nun aber können sich die Konservativen im Iran, die nach dem Ausschluss der Reformer bei den Parlamentswahlen ihre absolute Herrschaft neu aufbauen, die Hände reiben: Ein zweites Abenteuer werden die USA in der Region nicht wagen. Damit nicht genug. Mit ihrem großen Einfluss auf die Schiiten im Irak, die die Mehrheit der Bevölkerung bilden, können sie den USA gegenüber als eine Macht auftreten, ohne deren Mitwirkung im Irak kein Frieden möglich sein wird. Schon längst haben sie dem „großen Satan“ USA in den geheimen Verhandlungen, die seit Monaten stattfinden, ihre Zusammenarbeit im Irak und auch in Afghanistan angeboten. Im Gegenzug verlangen sie die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen und die Einstellung der öffentlichen Feindseligkeit.

Je chaotischer die Lage im Irak wird, desto rascher gelangen die Herrscher in Iran zum Ziel. Nein, hinter dem Chaos stecken nicht nur Saddam-Anhänger und al-Qaida. Da haben ganz andere Mächte die Hand mit im Spiel. Es ist nicht die Zeit für schnelle Antworten. BAHMAN NIRUMAND