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Archiv-Artikel

vorlauf Böse, sehr böse, Verleger

„Novaks Ultimatum“ (Di., 20.15 Uhr, Sat.1)

Die Fronten sind schnell klar. Auf der einen Seite der rechtschaffene Ermittler mit rauher Schale und edlem Herzen, auf der anderen Seite der rücksichtslose Zeitungsfürst, mit weichen Gesichtszügen und menschenverachtender Weltanschauung. Zwei stereotype Charaktere, die sich so verhalten, wie der Zuschauer es erwartet.

Hanns Zischler gibt den Medienmogul Hildebrandt als scheinheiligen Fiesling zum Besten, der sich nicht scheut, für seine Ziele morden zu lassen. Sein Gegenspieler ist der von Mark Keller mit äußerst reduzierter Mimik dargestellte Expolizist Novak, der sich als V-Mann in Hildebrandts Organisation einschleusen lässt.

Die Nebenfiguren sind nicht weniger eindimensional: ein trickreicher Staatsanwalt, der als Attentatsopfer herhalten muss, sein weichherziger Mittelsmann, den mit Novak eine problematische Alte-Kameraden-Geschichte verbindet, dazu der Handlanger des Antipoden, der schlicht nur fies zu sein hat, und eine junge Frau zwischen den Fronten, die sich in unmotivierten Dusch- und Bettszenen beweisen darf. Weibliche Akteure sind für den Handlungsverlauf von untergeordneter Bedeutung, sie haben vor allem Opfer zu sein. Sind sie kindlich, so wie die Töchter des Staatsanwalts und Novaks, erhöht sich die Dramatik und der Mitleidsfaktor. Außerdem sind sie für ein paar rührselige Auch-harte-Kerle-haben-ihre-weichen-Momente-Szenen gut.

Tiere, das sei der Vollständigkeit halber kurz angemerkt, spielen nur am Rande mit (Katzen sind gut, Hunde sind böse).

Die Story wurde von Andreas Prochaska in größtenteils ruhigen Sequenzen inszeniert und vermag über lange Strecken zu fesseln. Nach einer rasanten und erschreckenden Eingangsszene reduziert sich aber das Erzähltempo erheblich, ohne zunächst die Spannung zu verlieren, und zieht erst im Showdown wieder an. Dennoch: Etwas mehr Dynamik und Variation im Spannungsverlauf hätten dem realitätsfernen und klischeehaften Werk sicherlich gut getan. So ist es ein routinierter Thriller geworden, der passable Unterhaltung bietet, aber nicht im Gedächtnis haften bleibt.

JAN-RÜDIGER VOGLER